Die Lichtsammlerin

lichtMary lebt als alleinerziehende Mutter in Australien. Ihre Eltern, vom Krieg traumatisierte Auswanderer aus Österreich, bauten sich in den 1950er-Jahren eine neue Existenz auf dem fernen Kontinent auf. Doch schon als Kind spürte Mary, dass das Heimweh ihre Mutter zermürbte und dunkle Gedanken sie oft hart und ungerecht sein ließen. Als Marys Vater stirbt, gibt es für Erika keinen Grund mehr in Australien zu bleiben und so kehrt sie in ihre Heimat Linz zurück.
Jahre vergehen, in denen die beiden Frauen noch weiter auseinandertreiben – und Erika nicht die Mutter ist, die ihre Tochter nach einer schmerzhaften Scheidung und als Alleinerziehende braucht. Als Erikas Alzheimer-Erkrankung Mary zu einer Reise nach Europa zwingt, wird diese auch zu einem Eintauchen in die Vergangenheit. In den lichten Momenten, die der Greisin noch bleiben, erzählt sie endlich von ihrer eigenen Mutter: Rosa, die während des Krieges Juden und Kriegsgefangene versteckte, die mutig sich dem Schrecken entgegenstellte, dafür verehrt, geliebt und gehasst wurde.
„Die schöne Mama, die hat die Welt retten wollen und dabei ihre Familie aus den Augen verloren. Sie ist bestraft worden und wir alle gleich mit … „, noch immer schwingt der Zorn in Erikas Erzählungen über die Mutter mit. Überraschenderweise erfährt Mary aber auch erstmals von Janos, einem ungarischen Zwangsarbeiter, in den sich Erika Hals über Kopf verliebte. Nach Ende des Krieges kehrte dieser jedoch in sein Heimatland zurück – allein. Rosa ermutigte ihn zu dieser Entscheidung, denn sie verstand, dass Janos für die neu gewonnene und noch zerbrechliche Freiheit kämpfen wollte.
Als Erika Jahre später vom Tod des Geliebten erfährt, macht sie fortan ihre Mutter für das Scheitern ihrer Liebe verantwortlich. Nach und nach begreift Mary, dass sich die Liebe für ihre Mutter immer als Falle herausstellte und sie zu jener kalten Frau machte. Versöhnt und leichten Herzens begleitet sie Erika bis zum Schluss und kehrt voller Mut, Liebe und Zuversicht nach Australien zurück – in ihre Freiheit, in ihre Heimat.
Beatrix Kramlovsky erzählt in ihrem Roman Die Lichtsammlerin die Lebensgeschichten dreier Frauen, von ihren großen und verhängnisvollen Lieben, von ihren Verlusten und ihrer Stärke. Sie spiegelt dabei die zerstörerische Kraft des Krieges und die tiefliegenden Wunden europäischer Familien.
Autorin
Beatrix Kramlovsky, geboren 1954 in Oberösterreich, lebt als Künstlerin und Autorin in Niederösterreich. Sie studierte Sprachen und veröffentlichte Kurzgeschichten, Gedichte und Romane. Ein Aufenthalt in Ostberlin (1987-1991) führt zu einem Publikationsverbot in der DDR. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Neben ausgedehnten Reisen liebt Beatrix Kramlovsky die Arbeit in ihrem großen Garten.
Die Lichtsammlerin
Autorin: Beatrix Kramlovsky
256 Seiten, Broschur
Hanserblau
Euro 15,00 (D)
Euro 15,50 (A)
ISBN 978-3-446-26315-4