Die ersten hundert Tage
Historische Reportagen, voller ungewöhnlicher Schlaglichter auf den deutsch-deutschen Neuanfang im Jahr 1949.
Auf der Bühne der Weltgeschichte vollzog sich 1949 die Gründung der BRD und der DDR. Doch jenseits der politischen Umwälzungen hielten damals noch eine Reihe weiterer Ereignisse die deutsche Bevölkerung in Atem. Die besten, die von Verwicklungen mit politischer Sprengkraft bis hin zu kuriosen Anekdoten zum damaligen Erfindungsgeist reichen, hat Wolfgang Brenner gewohnt unterhaltsam, prägnant und detailreich zwischen zwei Buchdeckel gepackt.
Kaum vorstellbar, dass Operettensängerinnen die Publikumsflauten kurzerhand mit Damenringkämpfen auffingen und was da als „Olympia-Damen-Sportschau“ einst in Düsseldorf über die Bühne ging…Auf der einen Seite tauchen wir ein in den krimireifen „Zoo-Krieg“, der mit rätselhaften Tiervergiftungen im Frankfurter Tierpark für Aufsehen sorgte. Im Zentrum des Geschehens: der bekannte Verhaltensforscher Bernhard Grzimek, der sich in einem Geflecht aus Anfeindungen und unaufgearbeiteter Nazi-Vergangenheit wiederfand.
Die Gazetten erschütterte auch die Berliner Gladow-Bande, die sich mit einer Serie von Morden und Raubüberfällen einen zweifelhaften Namen gemacht hatte. Auf der anderen Seite wird der Einblick ins Innere der frisch gegründeten DDR gewährt. So zeigt die Affäre um den westdeutschen Kommunisten Kurt Müller, der im März 1950 in Ost-Berlin verhaftet und in ein sibirisches Arbeitslager verschleppt wurde, die Konfrontationslinien des Kalten Krieges.
Wie der russische Stachanow-Kult, der die Wirtschaftsleistung ankurbeln sollte, ein DDR-Pendant im Bergmann und „Helden der Arbeit“ Adolf Hennecke fand, ist eine weitere Station der geschichtlichen Reise.
14 Reportagen voller kleiner und großer Geschichten fangen die spezifische Atmosphäre der Nachkriegszeit ein und entführen dorthin, womit kein Geschichtsbuch seine Seiten füllt, aber was maßgeblich zur Entwicklung der Gesellschaft beigetragen hat – ins Herz der Menschen um 1949…
Autor
Wolfgang Brenner, Jahrgang 1954, arbeitet als Journalist und Autor in Berlin und im Hunsrück. Zahlreiche Romane, Sachbücher, Drehbücher sowie Radio-Features gehen auf sein publizistisches Konto. Er schreibt unter anderem für die „Süddeutsche“, den „Stern“, die „Zeit“ und die „Frankfurter Rundschau“. Für sein Werk erhielt er eine Reihe Auszeichnungen, darunter auch den Friedrich-Schiedel-Literaturpreis, mit welchem er 2018 ausgezeichnet wird.
Die ersten hundert Tage
Autor: Wolfgang Brenner
288 Seiten, gebunden
Herder
Euro 24,00 (D)
ISBN 978-3-451-38181-2