Die Schwalben von Montecassino

Ein großer historischer Roman über das Ende des Zweiten Weltkriegs in Italien.

1944 geht der 2. Weltkrieg in Italien viel zu langsam zu Ende. So dauert es auch vier blutige Monate lang, die von den Deutschen besetzte Abtei Montecassino zu erobern. An den Flanken ihres Berges opfern sich Menschen aus aller Welt, doch die ungewöhnlichste Armee dort ist wohl die der Polen: Ihre Soldaten, unter ihnen viele Juden, kommen aus sowjetischen Lagern und gelangten in einer abenteuerlichen Irrfahrt nach Italien, um für Freiheit von Hitler und Stalin zu kämpfen. So auch Samuel „Milek“ Steinwurzel, Sohn jüdischer Holzhändler aus der (heutigen) Ukraine, den der Frieden in den Emilio verwandeln wird…

Helena Janeczek wirkt — wie schon ›Das Mädchen mit der Leica‹ — auch diesen Roman aus ganz unterschiedlichen Erzählsträngen: dem Schicksal eines jungen Texaners. Dem Versuch eines neuseeländischen Studenten zu verstehen, was sein Großvater, ein Maori, in diesem Krieg eigentlich zu suchen hatte. Der Geschichte von Janeczeks eigener Tante, die der Shoah nur entkam, weil die Sowjets sie zur Zwangsarbeit verurteilt hatten. Und den Erlebnissen von zwei Mailänder Abiturienten, die am Soldatenfriedhof von Montecassino Flugblätter verteilen, um nach verschwundenen polnischen Wanderarbeitern zu suchen – aber vielleicht noch mehr nach einem Platz auf der Welt, den sie Heimat nennen könnten.

Kunstvoll verbindet Helena Janeczek all diese Orte, Geschichten, Epochen, Schicksale zu einem allumfassenden, berührenden Epos des „italienischen Stalingrad“.

Autorin
Helena Janeczek
wurde 1964 als Kind polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in München geboren. Nach dem Abitur dort ging sie 1983 zum Studium nach Italien; heute lebt sie mit Sohn und zwei Katzen in Gallarate und arbeitet in Mailand (zunächst als Lektorin beim Verlag Adelphi, später bei Mondadori). Helena Janeczek schreibt für die Literaturzeitschrift Nuovi Argomenti und kuratiert in Gallerate das Literaturfestival SI Scrittrici Insieme. 1989 veröffentlichte sie in Deutschland beim Suhrkamp-Verlag ihre Gedichtsammlung Ins Freie. Im Jahr 1995 besuchte sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Gedenkfeier zur fünfzigjährigen Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Das 1997 erschienene Lezioni di tenebra setzt sich autofiktional mit ihrer Familiengeschichte auseinander und ist eines der bedeutendsten Beispiele eines solchen Textes der zweiten Generation nach dem Holocaust. Es wurde mit dem Premio Bagutta Opera Prima und dem Premio Berto ausgezeichnet. 2002 folgte Cibo, ein romanhaftes Mosaik aus Geschichten um das glückliche oder unglückliche Verhältnis von Frauen (und Männern) zu den Themen Essen, Körper und Verlangen. Danach veröffentlichte sie zwei Erzählungsbände und Essays – unter anderem Bloody Cow, eine Streitschrift zum Rinderwahn, das seinem ersten Opfer, einem vegetarisch lebenden Mädchen, gewidmet ist. Ihr Roman Le rondini di Montecassino erschien 2010 (Premio Napoli, Premio Pisa und Premio Sandro Onofri), gefolgt von La ragazza con la Leica (2017). Dieser Roman über die Fotografin Gerda Taro erhielt 2018 ebenfalls den Premio Bagutta und den wichtigsten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega.

Die Schwalben von Montecassino
Autorin: Helena Janeczek
432 Seiten, gebunden
berlin Verlag
Euro 24,00 (D)
Euro 24,70 (A)
ISBN 978-3-8270-1443-6