Der Vernichter

Der Vogel des Todes breitete seine Schwingen aus und verschlang das Leben. Wie wird aus einem „redlichen Polizisten“ der sich an Recht und Ordnung hält einer der größten tätigen Massenmörder.

Christian Wirth steht wie keine andere Person der Zeitgeschichte für den Vernichtungswahn des nationalsozialistischen Deutschlands. Er steht für eine nie dagewesene Vernichtungsorgie an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern nur weil diese nicht einer bestimmten Norm angehörten. Sie waren behindert oder gehörten einer vermeintlichen jüdischen Rasse an. Als das Morden freigegeben war, ging es nur noch um effektive und effiziente Methoden zur Ermordung von fast 2 Millionen Menschen.

Der Focus des Schriftstellers liegt nicht darin Christian Wirth ein Denkmal zu setzen, sondern orientiert sich konsequent an den Opfern in den Gaskammern der Euthanasieanstalten und der Vernichtungslager Belzec, Treblinka und Sobibor. Man kann nicht allein die Summe von 2 Millionen Opfer der Aktion Reinhardt/Aktion Erntefest darstellen, ohne das einzelne Opfer herauszustellen. Die kleine jüdische Familie aus Warschau, aus Izbica oder aus Wlodawa.

Hannah Arendt spricht im Eichmann-Prozess von Funktionslust. Genau wie Eichmann war Wirth ein „kleiner“ unbedeutender Polizist aus Stuttgart. SS-Unterscharführer Suchomel wird später sagen „Wenn nur jemand den Mut gehabt hätte, Christian Wirth zu töten, wäre die Aktion Reinhardt zusammengebrochen. Berlin hätte keinen anderen Mann mit einer solchen Energie für das Böse und die Bosheit gefunden.“

Wenn menschliche Moral in einer Gesellschaft nicht mehr existiert und nicht mehr Handlungsmaxime eines Staates ist, wird jedes Verbrechen möglich und verkümmert zum technischen Problem (John Wyttmark)

Autor
John Wyttmark
versteht sich als dokumentarischer Romanschriftsteller, der recherchierte wahrhaftige Daten in den Kontext eines vemeintlich normalen Lebens handelnder Menschen stellt. Über 3 Jahre Recherchen in unterschiedlichsten Archiven im In- und Ausland, das Studium eine Vielzahl von Prozessunterlagen zur Euthanasie bis hin zur Endlösung der Judenfrage in Polen und in Italien sowie der Besuch aller Handlungsorte bestimmen das Buch. Der Schreibstil ist roh, hart und unerbittlich. Im Kontext des Buches ist dieser Schreibstil bewusst so gewählt. Der Autor wagt den Versuch zu erklären, wie es zu diesem riesigen staatlich industrialisiertem Verwaltungsmassenmord kommen konnte. Er versucht den Weg von Adolf Hitler, dem Führer des Deutsche Reiches, bis hinunter zu Christian Wirth zu zeichnen. Ausdrücklich wird die Begrifflichkeit der „Banalität des Bösen“ von Hannah Arendt für Eichmann, die Analogie „von der „Banalität des Grausamen“ verwendet. Christian Wirth, steht hierbei für einen Großteil der Sittengeschichte des Dritten Reiches, hier vor allem für den staatlich industrialisierten Verwaltungsmassenmord und seiner Funktionslust am Morden.

Der Vernichter
Autor: John Wyttmark
420 Seiten, Broschur
Sparkys Edition
Euro 16,90 (D)
ISBN 978-3-949-76824-8