Antisemitismus in der Sprache

Schon das Wort „Jude“ geht bis heute vielen schwer über die Lippen, so sehr hat die Geschichte ihre Spuren in der Sprache hinterlassen. Dennoch sind die Synonyme „semitisch“, „israelitisch“ oder „mosaisch“ keine gute Alternative. Während die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland und Europa wieder steigt und die gesellschaftliche Diskussion an Brisanz gewinnt, richtet Ronen Steinke den Blick auf unsere Alltagssprache: Welchen Beitrag leisten Wörter bei der Verbreitung von Antisemitismus?

Das reicht von eindeutigen oder subtileren Beleidigungen über die Aneignung jiddischer Vokabeln bis zu „Goysplaining“, Besserwisserei gegenüber jüdischen Menschen. Jiddische Wörter wie „Tacheles“, „Schlamassel“ oder „meschugge“ werden zum Beispiel im Deutschen oft gebraucht – und das ist in diesen Fällen auch in Ordnung, sagt Ronen Steinke. Warum das bei „Mischpoke“ oder „mauscheln“ aber anders ist und wieso eingedeutschte Begriffe wie „Sabbat“ Tabu sein sollten, erklärt der Autor in aufschlussreichen Beispielen.

Manches wird überraschen: „Altes Testament“ ist kein neutraler Begriff für die fünf Bücher Moses. „Antisemitismus“ ist ein durchaus ambivalentes Kunstwort. Und auch die „Macke“ hat jiddische Wurzeln. Steinke sensibilisiert für unsere Sprachgeschichte, damit eine diskriminierungsfreie alltägliche Kommunikation möglich wird.

Autor
Ronen Steinke
, 1983 in Erlangen geboren, ist einer der profiliertesten politischen Journalisten der jüngeren Generation und unter anderem innenpolitischer Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Er studierte Rechtswissenschaft in Hamburg und Tokio. Nach seiner Biografie über Fritz Bauer entstand der preisgekrönte Kinofilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“. Zuletzt erschien sein Buch „Terror gegen Juden: Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt“.

Antisemitismus in der Sprache
Autor: Ronen Steinke
64 Seiten, TB.
Duden Verlag
Euro 8,00 (D)
Euro 8,30 (A)
ISBN 978-3-411-74375-9