Der bestechende Blick, die markante Diskussion, die überraschende Antwort – alles nur nicht immer die gleiche Wiederholung des scheinbar bewährten. Dies ist die einzige Festlegung für die im Herbst 2016 eingeführte kursbuch.edition. Sie bietet – vornehmlich Autorinnen und Autoren des Kursbuchs – mehr Raum für Detail, Argument, Gedankengang, für die Ausarbeitung der gelungenen Verbindung.

Fragen zu Kultur und Politik, Ökonomie und Ästhetik werden ebenso gestellt wie zu Medien, Moral oder Religion. Dabei immer dem Grundsatz folgend: Nur wer offen ist für Antworten, die gegen die Intuition gehen, entdeckt die befreiende Kraft des gutes Arguments als einzige Legitimation, Text zwischen zwei Buchdeckel zu bringen.

Klimaproteste, Gelbwesten, PEGIDA, Occupy, Hongkong, Arabellion die Anlässe sind vielfältig, die Inhalte unterschiedlich, und doch ist all diesen Protestbewegungen eines gemein: ihre formale Ähnlichkeit. Protest wird dann wahrscheinlich, wenn Interessen, Geltungsansprüche und Kritik an sich selbst erleben, dass sie sich in den eingefahrenen Routinen einer trägen Gesellschaft nicht durchsetzen können.

Einerseits wird Protest damit zum Demokratiegenerator, versucht andererseits aber jener Vetospieler zu sein, den moderne Gesellschaftsstrukturen nicht zulassen. Die Grenzen, an die der Protest hierdurch stößt, initiieren eine merkwürdige Steigerungslogik und münden in einer strukturell tragischen Konstellation: In den Mühlsteinen der Gesellschaft, die es schafft, alle Opposition zu integrieren, verpufft der Protest.

Dieses Buch erklärt, wie aus Kritik Protest wird, wie er eingebettet ist in die Kommunikationslogik unserer Zeit, wie sich seine Eigendynamik entfaltet und worin genau die Tragik des Protests besteht – ein Vademecum für all diejenigen, die gegenwärtige Protestformen ganz unterschiedlicher Couleur verstehen wollen. Keine Protestschrift, sondern eine Schrift über den Protest über einen Sichtbarkeitsgenerator, der gesellschaftlichen Konflikten einen Ausdruck verleiht.

Autor
Armin Nassehi 
(*1960) ist Soziologieprofessor in an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Herausgeber des Kursbuchs und einer der wichtigsten Public Intellectuals in diesem Land. Er ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschien „Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft“ im C.H. Beck Verlag. In der kursbuch.edition wurde vor kurzem die aktualisierte Neuausgabe von „Die letzte Stunde der Wahrheit. Kritik der komplexitätsvergessenen Vernunft“ veröffentlicht. Ebenfalls in der kursbuch.edition erschien „Gab es 1968? Eine Spurensuche“.

Das große Nein

Autor: Armin Nassehi
160 Seiten, gebunden
kursbuch.edition
Euro 20,00 (D)
Euro 20,60 (A)
ISBN 978-3-96196-128-3