Auskünfte über eine Behörde.

Mehr als siebzig Jahre nach Gründung und mehr als dreißig Jahre nach Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit scheint alles über den DDR-Geheimdienst gesagt, geschrieben, gedruckt und gesendet. Es gibt keine Geheimnisse mehr.

Aber ist den Jüngeren wirklich mehr bekannt als jene Grusel- und Schauergeschichten, die seit 1990 verbreitet werden? Und lassen sich diese Klischees nicht durch sachliche Informationen ersetzen? Verantwortliche Mitarbeiter des MfS kommen der Forderung nach, die in der Öffentlichkeit immer wieder an sie gestellt wird: Sie informieren ausführlich, detailliert und selbstkritisch über ihre Arbeit, über Geschichte, Strukturen, Tätigkeit und Methoden des Ministeriums.

Die Autoren haben Fragen von Schülern und Studenten gesammelt und beantworten sie. Mit ihren Auskünften reagieren sie sowohl auf gängige Vorurteile wie auf berechtigte Kritik und gehen auch Fragestellungen nach, die seit 1989 in den Medien immer wieder eine Rolle spielten.

Hrsg.:
Werner Großmann
, geboren 1930, trat – nach einer Maurerlehre und einem angefangenen Studium an der Pädagogischen Fakultät der TH Dresden – 1952 dem MfS bei. Nach dem Besuch der Schule des Außenpolitischen Nachrichtendienstes (APN), aus dem die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) hervorging, absolvierte er die Parteihochschule in Moskau (1966/67) und die Juristische Hochschule in Potsdam-Golm (1972). Seit Mitte der siebziger Jahre war er einer der Stellvertreter des Chefs der HV A. 1986 wurde er in der Nachfolge von Markus Wolf, mit dem er befreundet war, Chef des etwa viertausend Mitarbeiter zählenden Auslandsnachrichtendienstes der DDR und zugleich stellvertretender Minister für Staatssicherheit. Großmann sorgte maßgeblich dafür, dass die wegen der Embargo- und Sanktionsmaßnahmen des Westens von der internationalen Arbeits- und Wissenschaftsteilung ausgeschlossene DDR mit Hilfe systematischer Wirtschaftsspionage Defizite ausgleichen konnte. Dafür wurde der Sektor Wissenschaft und Technik (SWT) gegründet. Generaloberst Großmann vermochte mit Zustimmung des Runden Tisches die Auslandsagenten der DDR zunächst zu schützen, indem die HV A Unterlagen vernichten konnte. Abwerbungsangebote in der Wendezeit schlug er aus. Als erster Staatsdiener der DDR wurde er am 3. Oktober 1990 wegen Landesverrat und Agententätigkeit verhaftet. Eine Anklage wurde nicht erhoben, der Generalbundesanwalt stellte 1995 die Ermittlungen ein. Großmann, inzwischen verwitwet, lebt in Berlin.

Wolfgang Schwanitz
, geboren 1930, trat nach einer Lehre als Großhandelskaufmann 1951 dem MfS bei. Er leitete in den fünfziger Jahren einige Kreisdienststellen in Berlin und schließlich die Spionageabwehr der Bezirksverwaltung vor dem Mauerbau. In den sechziger Jahren absolvierte er ein Studium an der Humboldt-Universität, das er als Diplomjurist beendete, 1973 promovierte er an der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdam. Im Februar 1974 wurde er in der Nachfolge von Erich Wichert Leiter der Bezirksverwaltung Berlin. Nach zwölf Jahren in dieser Funktion wurde er in die Zentrale berufen und als Stellvertretender Minister verantwortlich gemacht für die operative Sicherstellung und Technik des Ministeriums. Die Modrow-Regierung berief Generalleutnant Schwanitz im November 1989 zum Leiter des an die Stelle des MfS getretenen Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Diese Funktion übte er aber wegen Krankheit nicht aus. Im Januar 1990 veranlasste der Runde Tisch die Auflösung des MfS, die Volkskammer berief Schwanitz als Mitglied des Ministerrates von seiner Funktion ab. Nach seiner Entlassung aus dem Dienst und dem Ende der DDR wurde gegen ihn ermittelt – ergebnislos. In den Jahren trug er publizistisch zur Aufarbeitung des Ministeriums maßgeblich bei.
Er lebt mit seiner Frau in Berlin.

Fragen an das MfS

Hrsg,: Werner Großmann, Wolfgang Schwanitz
400 Seiten, Broschur
Edition Ost
Euro 20,00 (D)
ISBN 978-3-360-01898-4