Le_mol „White Noise Everywhere“

Album Numero vier des loopenden Instrumental Post-Rock Duos le_mol steht mit 24.04.2020 vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre und erscheint unter dem Namen White Noise Everywhere beim Wiener Label Panta R&E. Wer denkt, dass das Zwei-Mann-Orchester durch den gewohnt exzessiven Einsatz von Loopstations statisch klingt, irrt gewaltig: Erstmals holen sie sich für den Song Hands mit Hans Platzgumer (Covnvertible, ehemals H.P. Zinker) einen Vokalisten an Bord.

Die Kunst der non-verbalen Kommunikation in Musikform steht bereits seit drei Alben im Zentrum des kreativen Schaffens von le_mol – einer Ambient Post-Rock Band, die seit ihren Anfängen im Jahr 2010 die Loopstation als Ausdrucksform wählten. Das Grundrezept bleibt auch für die vierte Veröffentlichung White Noise Everywhere weitgehend unverändert: Akribisch erarbeitete, ständig variierende Gitarrensounds und eigens designte Synthesizerklänge türmen sich in Loops zu gewaltigen Klangwänden auf, die, von Raimund Schlager eingespielt und von Sebastian Götzendorfer am Schlagzeug dirigiert, eine packende Atmosphäre erzeugen.

Allein durch die Schleife als Mittel zum Zweck bedingt, bauen sich die Songs von le_mol Schritt für Schritt auf und bieten den Hörenden reichlich meditative Projektionsfläche, die von eruptive Zäsuren geprägt sind. Analog dazu bietet das siebenteilige Album mit einer Spielzeit von 33 Minuten einen Kontrast zwischen ruhigen, vor träumerischen Interludes auf der einen Seite und groß aufgebauten Songs auf der anderen Seite, die jeweils für sich genommen mit Ups- und Downs gespickt sind. Damit bringen le_mol ihre hinter der Musik versteckte Nachricht auf den Punkt: „White Noise Everywhere“ meint das fortwährende Bombardement an Informationen und Bespaßungen, dem sich Menschen täglich freiwillig oder unfreiwillig aussetzen.

Entschleunigung passiert trotz unterbewusstem Wunsch danach oft nur in erzwungener Art und Weise, z.B. durch ein tragisches Ereignis wie einem Beziehungsende oder einem Todesfall. Einem lauten Knall durch das weiße Rauschen gleichend, bringen uns diese Momente zurück zu uns selbst und können wahre Augenöffner sein. le_mol werfen mit ihrem vierten Album weitere Fragen auf: Wie vermag man es, seine eigene Psyche wohlbehalten durch das Minenfeld der Aufmerksamkeitsökonomie aus Nachrichten, Unterhaltung und Ablenkung zu navigieren ohne dabei den Blick auf das Wesentliche zu verlieren?

Wie kann man vermeintlich Unwichtiges vom essentiell Wichtigen unterscheiden? Diese Fragen bleiben auch trotz dem Einsatz des ersten Vokalisten auf einer le_mol Veröffentlichung (Hans Platzgumer bei „Hands“) freilich offen, zeugen jedoch von einer post-modernen Ermüdung, die sich als Bruchstelle durch unsere Gesellschaft zieht.

Die Produktion der vierten LP von le_mol aka Sebastian Götzendorfer und Raimund „Mundl“ Schlager entstand wie schon der Vorgänger („Heads Heads Heads“, Panta R&E 2018) in Zusammenarbeit mit Produzent Georg Gabler (u.a. Mother’s Cake) und Oliver Kamaryt (Recording, Mixing, u.a. Parasol Caravan) in den Studios der GAB Music Factory in Wien. Das Mastering trug Alexander Lausch in den Listen Careful Studios Wien bei.

Tracks
1 Mdme Psychosis
2 White noise everywhere
3 1/f bruo
4 Hands
5 #ffffff limestone in July
6 Takotsubo
7 Por qué está todo en Espanol?

Le_mol „White Noise Everywhere“
Panta R&E