Jeder Umbruch fordert Opfer. Auch eine friedliche Revolution.

Der Erzählband ›Muldental‹ versammelt 10 Geschichten über Menschen, für die man einen kurzen, lapidaren Begriff kennt: Wendeverlierer. Menschen, denen der Fall der Mauer 1989, die Änderung einer Staatsform, der soziale Ruck und die neue Gesellschaftsordnung den Wind aus den Segeln nahm und sie trudelnd zurückließ.

Daniela Krien fasst in ihrer zurückhaltenden, aber nicht minder empathischen Sprache die Entwurzelung und die Ratlosigkeit der Nachwendezeit zusammen. Ihre Kunst besteht jedoch darin, über das Schicksal des Einzelnen weit hinauszugehen und ein Bild des Menschen von heute in all seinen Abhängigkeiten zu zeichnen.

Die Lektüre schmerzt und wühlt auf, aber sie macht auch dankbar und demütig, indem sie uns vor Augen führt, wie sehr jede Existenz am seidenen Faden hängt, wie wenig man dem entgegenzusetzen hat, was das Leben bereithält. Es sind in ihrer Alltäglichkeit und Folgerichtigkeit erschreckende Miniaturen über einen gesellschaftlichen und sozialen Kollaps, über den Abbruch von Biographien, das Umschreiben von Lebenswegen.

Und dennoch sprechen Kraft und Stärke und Lebenswillen aus den Zeilen, gibt uns Daniela Krien den Mut des Trotzdems.

Autorin
Daniela Krien
, geboren 1975 in Neu-Kaliß, studierte Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 2010 ist sie freie Autorin, 2011 erschien ihr Roman ›Irgendwann werden wir uns alles erzählen‹, der in 14 Sprachen übersetzt wurde. Ihr 2014 veröffentlichter Erzählband ›Muldental‹ wurde 2015 mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet, ihr letzter Roman ›Die Liebe im Ernstfall‹ erschien 2019 bei Diogenes. Daniela Krien lebt mit zwei Töchtern in Leipzig.

Muldental
Autorin: Daniela Krien
240 Seiten, gebunden
Diogenes
Euro 22,00 (D)
Euro 22,70 (A)
sFr 30,00 (UVP)
ISBN 978-3-257-07094-1