Nina June „Meet Me On The Edge Of Our Ruin“

Ähnlich wie uns Ruinen an vergangene und vor allem vergängliche Zeiten und vermeintlich bessere Zeiten erinnern, formen uns Menschen die Erfahrungen und Verluste, die wir auf unserem Lebensweg machen müssen. Analog zu den physischen Meilensteinen können sich auch Erinnerungen über die Zeit abnutzen, Macken bekommen oder rosten. Dennoch dokumentieren sie, wo wir gewesen sind, und lassen manchmal auch erahnen, wohin wir gehen. Nina June macht sich das zu Nutze und baut Songs aus den Überresten vergangener Romanzen, Beziehungen, Freundschaften und Sorgen. Dazu webt die in Amsterdam lebende Singer-Songwriterin ein musikalisches Gewand aus stilvollen Streichern, kunstvollen Arrangements, luftigen Gitarren und organischen Piano-Klängen. All das kulminiert die Holländerin zu ihrem neuen Album Meet Me On The Edge Of Our Ruin.

„Die Ruinen stehen für Dinge, die wir verloren haben”, erklärt die Künstlerin. „Das können sowohl Freundschaften als auch Menschen sein, die ich mal geliebt habe. Auf der anderen Seite hinterlassen wir auch selbst Ruinen: Seitdem ich sechs Jahre alt war, bin ich Vegetarierin und seit drei Jahren lebe ich vegan. Ich verstehe nicht, wieso wir unseren Planeten und all seine Schönheit zerstören. Eine Ruine ist also alles, worauf ich zurückblicke und mir denke‚ ‚das war alles einmal unbeschädigt und nun ist es kaputt und verlassen‘.”

Obwohl sich Nina sehr bewusst mit der Vergangenheit auseinandersetzt, bleibt sie nie stehen. Nach ihrem Independent-Debüt Bon Voyage und der darauffolgenden, bei Nettwerk erschienenen EP Shadows & Riddles veröffentlichte June immer weiter beeindruckende Songs, spielte Shows auf beiden Seiten des großen Teichs und gewann den renommierten Zilveren Notekraker-Preis für „Promising New Talent”. Auf ihrem Weg sammelte ihre erfolgreichste Single „We Watched It All Come Down” über 11 Millionen Spotify Streams, gefolgt von „When We All Fall” (3,2 Millionen Streams) und „For Love” (2,2 Millionen Streams). Zudem wurden Ninas cineastische Musikstücke schon in diversen Film- und TV-Produktionen platziert.

Im Frühjahr 2020, also kurz bevor sich alles aufgrund der Pandemie veränderte reiste Nina nach London, um gemeinsam mit dem britischen Produzenten Duncan Mills (The Vaccines, Jake Bugg, James Murphy, Florence + The Machine) an neuer Musik zu arbeiten. Zwischen den beiden machte es sofort Klick und das Ergebnis war Side A – Our Garden. Die EP beinhaltete die ersten Songs zu Meet Me on The Edge of Our Ruin. Nach dem zweiten Lockdown kehrte June nach London zurück, um das Album gemeinsam mit Duncan und der Komponistin Sally Herbert (Radiohead, Björk, Rex Orange County) fertigzustellen.

Nina erklärt: „Ich wollte zurückkehren und das Album mit Duncan zusammen abschließen. Die Vorproduktion machten wir digital und dann war ich noch einmal zwei Wochen in London. Zu dem Zeitpunkt war es schon wieder sehr schwierig, nach UK zu reisen. Ich bin froh, dass es geklappt hat, dort aufzunehmen. Ich hatte es vermisst, zu reisen und mich mit neuen, talentierten Menschen zu treffen. Man kann mittlerweile so viel von Zuhause machen, aber nichts geht über die Erfahrung, gemeinsam in einem Raum kreativ zu arbeiten. Obwohl das Album in zwei Kapiteln aufgenommen wurde, fühlt es sich wie ein Werk an.“

Nach der Veröffentlichung der Side A – Our Garden EP kündigte Nina June dann mit der Single „Build A Boat” das Album an. Verträumte Gitarren- und Streicherklänge charakterisieren den sehr persönlichen Song. „Es geht darum, während schwerer Zeiten einen Safe Space zu finden.” Die nächste Single „Jeremiah Blue“ wiederum, handelt „von der ersten Person, die einem das Herz bricht und einen zu einem anderen Menschen macht”, wie Nina erklärt.

Mit ihrem Labelkollegen Jon Bryant macht June auf der eleganten Ballade „The Great Reveal” gemeinsame Sache. Zum Song sagt sie: „Es geht um eine Beziehung, die eigentlich schon beendet ist. Aber man fühlt sich der anderen Person trotzdem noch bei allem verbunden und das hindert einen daran, darüber hinwegzukommen.“ Eine ganz andere Seite präsentiert die talentierte Songschreiberin wiederum auf „Beneath The Surface”: In dem Song erzählt Nina eine von ihr geschriebene Mordgeschichte, die von einem packenden Arrangement und ihrer unglaublichen Gesangsdynamik getragen wird. Die Künstlerin erzählt: „Damit habe ich eine andere Tür in meinem Vorstellungsvermögen geöffnet. Wir haben alle eine dunkle Seite, die wir nicht zeigen. Bei manchen Menschen ist diese Seite aber wesentlich dunkler als bei anderen. Es geht um eine Frau, die sich dazu entscheidet, ihrem Liebhaber das Leben zu nehmen, um ihre Würde zurückzugewinnen.“

Obwohl die Ruinen zerstört sind, sind sie doch schön anzusehen und in Nina Junes Fall vor allem schön anzuhören. „Wir haben alle unterschiedliche Facetten und Seiten. Ich hoffe, dass man beim Anhören mehr über sich und diese anderen Seiten lernt. Vielleicht kann man auf die vergangenen Erfahrungen zurückblicken, seinen Frieden damit machen und sich vornehmen, etwas für die Zukunft zu ändern – Wo geht es nun hin?”

Tracks
1. Build a Boat
2. Jeremiah Blue
3. World on Fire
4. Rainbow Ashes
5. The Great Reveal (feat. Jon Bryant)
6. Like an Enemy
7. Beneath The Surface
8. I Call Love In
9. Our Garden
10. Trust Fall

Nina June „Meet Me On The Edge Of Our Ruin“
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