Das Buch zum Dokumentarfilm, inspiriert von Roger Willemsens Erfolgstitel. Sechs Wissenschaftler*innen wagen einen Entwurf für das zukünftige Zusammenleben der Menschen und zeigen, wie wir unsere Welt retten können.

Wie können wir unsere Welt zum Besseren verändern und für unsere Nachkommen erhalten? Wie lässt sich der Prozess von Globalisierung und Wachstum nachhaltig und fair gestalten? Und wie werden künftige Generationen über uns urteilen?

Diesen Fragen ging der 2015 verstorbene Intellektuelle Roger Willemsen in seiner Zukunftsrede „Wer wir waren“ nach. Davon inspiriert, stellen Regisseur und Produzent Marc Bauder und GEO-Reporter Lars Abromeit in ihrem Buch zum Film „Wer wir waren“ sechs charismatische und bedeutende Wissenschaftler*innen vor, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven an Lösungsansätzen für die Zukunft arbeiten.

Vom Dach der Welt bis zur Tiefsee, vom Wirtschaftsgipfel bis in die Weiten des Senegals und zur neuesten Entwicklung von „künstlicher Intelligenz“ in Japan. Vom Astronauten Alexander Gerst bis zum Molekularbiologen und Mönch Matthieu Ricard, vom Ökonom Dennis Snower zur Tiefseeforscherin Sylvia Earle, von der kritischen Post-Humanistin und Roboterethikerin Janina Loh bis zum Philosophen Felwine Sarr, Vertreter eines neuen afrikanischen Selbstbewusstseins. Sie alle setzen sich mit Fragen zur Zukunft unserer Welt auf unterschiedlichste Art und Weise auseinander.

Der Film „Wer wir waren“ wird bei den 71. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2021 als Berlinale Special-Beitrag gezeigt.

Autoren
Marc Bauder
(*1974) studierte zunächst BWL in Köln, St. Gallen und New York, später dann an der Filmuniversität Babelsberg. 1999 gründete er seine eigene Produktionsfirma und realisierte Dokumentarfilme wie „grow or go“ und „jeder schweigt von etwas anderem“ (Berlinale 2006). 2011 folgte sein preisgekröntes Spielfilm-Debüt „DAS SYSTEM“. Sein Dokumentarfilm „MASTER OF THE UNIVERSE“ gewann u. a. den Europäischen Filmpreis und den Deutschen Dokumentarfilmpreis. Zusammen mit seinem Bruder realisierte er 2014 die LICHTGRENZE zu 25 Jahre Mauerfall. Sein Spielfilm „DEAD MAN WORKING“ gewann 2017 den Grimme Preis.

Lars Abromeit ist Experte für Expeditionen zu den Extremgebieten der Erde: Als vielfach prämierter GEO-Reporter begleitet er Wissenschaftler und Abenteurer in Höhlen, Regenwäldern, Eiswüsten und auf den Ozeanen. Seit einer gemeinsamen Antarktis-Expedition 2005 arbeiten Gerst und er regelmäßig zusammen.

Dr. Alexander Gerst
erforschte als Geophysiker aktive Vulkane, bevor er 2009 in das Astronauten-korps der Europäischen Weltraumorganisation ESA aufgenommen wurde. 2014 brach er für die „Blue Dot“-Mission zur Internationalen Raumstation ISS auf. 2018 absolvierte er auf der ISS seine zweite Mission mit dem Namen „Horizons“ – dabei übernahm er drei Monate lang, als erster Deutscher, das Kommando. Für seine Arbeit erhielt Gerst zahlreiche Auszeichnungen.

Dr. Matthieu Ricard (*1946) promovierte bei Nobelpreisträger Francois Jacob und verfolgte in Frankreich eine herausragende Karriere als Molekularbiologe. Anfang der 1970er-Jahre kehrte er der klassischen Wissenschaft den Rücken und wurde buddhistischer Mönch in Nepal. Seit 1989 ist er zudem offizieller Französisch-Übersetzer für den Dalai Lama und begleitet ihn auf seinen Reisen. Ricard gilt als profilierter Bestseller-Autor und ist Mitglied des Mind & Life Institute, einer Organisation, die sich der kooperativen Forschung wissenschaftlicher und buddhistischer Gelehrter über die Effekte der Meditation auf das Gehirn widmet. Daneben wirkt er in Forschungsprojekten zu diesem Thema u.a. in Princeton und Berkeley mit. Matthieu Ricard lebt inzwischen zurückgezogen in einer Einsiedelei am Fuß des Himalayas.

Dr. Dennis Snower
(*1950) hat sich in seiner steilen Laufbahn als Ökonom vom einst glühenden Verfechter des Neoliberalismus zu einem seiner fundierten Kritiker gewandelt. Zusammen mit seinem Team vom Institut für Weltwirtschaft arbeitet er seitdem engagiert an einem lebensnahen Nachfolger für den blutleeren Homo Oeconomicus. 2017 gründete er auf Betreiben von Angela Merkel den Thinktank T20, der maßgeblich die Staatspräsident*innen des G20-Gipfels in Hamburg beraten hat. Snower, der Gedichte schreibt und als klassischer Pianist auftritt, stellte beim G20-Gipfel 2019 in Japan der Öffentlichkeit sein neues Modell „Caring Economics“ vor.

Dr. Sylvia Earle
(*1935) gilt nicht nur unter Fachleuten als Granddame der Tiefsee. Ihre jahrzehntelangen Erfahrungen, mit immer neuen technischen Mitteln in unbekannte Welten vorzustoßen, brachten ihr einen Beratervertrag bei der NASA ein. Für Sylvia Earle ist es jedoch unbegreiflich, dass die Oberflächen von Mars und Mond inzwischen besser kartografiert sind als unsere Weltmeere. Wir kennen nur knapp ein Prozent des ozeanischen Raums, obwohl er das Rückgrat des Lebens auf unserem Planeten bildet. Sylvia Earle setzt sich deshalb vehement gegen den Abbau von Rohstoffen der Tiefsee und für internationale Regelungen beim Schutz der Weltmeere ein.

Dr. Janina Loh (*1984) ist Philosophin und Roboter-Psychologin. Wenn sie sich mit den gegenwärtigen Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzt, verweist sie gerne auf Hannah Arendt. Ihr zufolge bedeutet Verantwortung zu wissen, dass man ein Beispiel setzen kann, dem Andere folgen werden; auf diese Weise ändert man die Welt. Als Technikphilosophin weiß Janina Loh aber auch, dass durch die Digitalisierung noch weitaus größere Herausforderungen auf uns zukommen werden, als durch sämtliche Finanz- und Flüchtlingskrisen zusammen. Hätte sich die Menschheit vor uns so passiv verhalten, wie wir jetzt, gäbe es weder Demokratie noch Frauenrecht. Für die eloquente Posthumanistin ist die derzeitige Übermacht der Datenriesen daher auch nur eine Momentaufnahme in einem viel tiefer greifenden Transformationsprozess der Gesellschaft.

Dr. Felwine Sarr (*1972) lehrt als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Gaston Berger University in Saint-Louis, Senegal. Er untersuchte im Auftrag von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Möglichkeiten der Rückgabe von französischer Raubkunst nach Afrika. Sarr ist Philosoph, Musiker und Autor des Manifests „Afrotopia“, mit dem er weltweit für Diskussionen sorgte. Er beschäftigt sich u. a. mit Fragen der weltweiten Chancengerechtigkeit und ist Vertreter eines neuen afrikanischen Selbstbewusstseins.

Wer wir waren

Autoren: Marc Bauder, Lars Abromeit, Alexander Gerst, Matthieu Ricard, Dennis Snower, Sylvia Earle, Janina Loh, Felwine Sarr
192 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley
Euro 34,95 (D)
Euro 36,00 (A)
ISBN 978-3-8310-4219-7