Die Frau, die es nicht mehr gibt

Ein Ort in der Provence. Vier unzertrennliche Freunde. Eine Hochstaplerin.

Provence, Mitte der 1980er: Draußen, vor dem Ortsschild «Apt», sog Alex die Winterluft in ihre Lungen. Es roch nach Holzfeuer und Thymian. Die Sonne goss gelbes Licht auf die Häuser, die aus grobem Stein erbaut waren. Alex holte ihre Minolta aus der alten Schultasche und richtete ihr Objektiv abwechselnd auf die Straße, die hinter ihr lag, und auf den Ortseingang. Zurückblicken oder nach vorne? Sie wählte die Zukunft, entschied, wie viel Licht sie hineinlassen wollte, und bannte ihre Entscheidung auf Film.

Immer weiter ging sie auf den Ort zu, vorbei an den Häusern aus uraltem Stein. Stimmen und Töne wehten zu ihr herüber, und im Schein einer Straßenlaterne erkannte sie einen kopfsteingepflasterten Platz. Unzählige Lichter schienen in der Abendluft zu tanzen. Zwischen den Straßenlaternen warfen Fackeljongleure ihre Feuerkegel in die Höhe. Trommeln wurden geschlagen, ein paar Menschen bewegten sich zur Musik. Jemand deutete nach oben, zum Dach eines Cafés, auf dem ein Mann mit einem Balancestab stand. Ein Seil war quer über den Platz zur anderen Seite gespannt. Nun setzte der Mann vorsichtig einen Fuß darauf. Schreie gellten durch die Luft.

Autorin
Maiken Nielsen
wurde 1965 in Hamburg geboren. Einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte sie auf Frachtschiffen und wurde dort von ihren Eltern unterrichtet. Sie absolvierte ihr Abitur in Hamburg und reiste danach ein Jahr lang per Anhalter durch Europa. Im Anschluss an diese Reise studierte sie u.a. Linguistik in Aix-en-Provence. Sie liest und spricht sechs Sprachen.
Seit 1996 arbeitet Maiken Nielsen als Autorin, Reporterin und Rundfunksprecherin für das NDR Fernsehen. Sie dreht TV-Dokumentationen („Als die Sturmflut nach Hamburg kam“, „Geraubte Leben -Europa im KZ Neuengamme“) und schreibt Romane.

Die Frau, die es nicht mehr gibt
Autorin: Maiken Nielsen
448 Seiten, gebunden
Wunderlich
Euro 24,00 (D)
Euro 24,70 (A)
ISBN 978-3-8052-0105-6