Ermes / Harms „Fingerhut“

Ein genaues Gründungsdatum für dieses Projekt ist nur schwer zu rekonstruieren. „Ende der 80er Jahre“ trifft es wohl am besten. Hauke Harms und Axel Ermes lernten sich damals bei Girls under Glass kennen und begannen nebenbei sehr unregelmäßig aber in der Situation immer äußerst intensiv mit elektronischen Sounds, analogen Synthesizern und ungewöhnlichen Klängen zu experimentieren, teilweise selbst mit einem kleinen Aufnahmegerät in den Wäldern Norddeutschlands aufgenommen.

Geistige und kompositorische Vorbilder sind sicherlich Klaus Schulze, Cluster, Can und einige weitere Protagonisten des 70er Jahre Krautrocks, aber auch modernere Produktionen wie Autechre oder Emptyset zählen mittlerweile zu ihren Einflüssen. Außerdem sind es Komponisten wie Steve Reich oder John Cage gewesen, die Ohren und Seele der beiden Hamburger für ungewöhnliche Klangcollagen geöffnet haben.

In den 90er Jahren waren es zumeist endlos lange Sessions in verschiedenen Studios oder Proberäumen in und um Hamburg, seit den 2000ern sind es vermehrt ausgewählte exotische Locations (ehemaliges Wasserwerk in Billbrook, das (Weltkulturerbe) Bergwerk Rammelsberg in Goslar (Harz), etwa 500 m tief unter der Erde, oder ein leerstehendes Getreidesilo in der Nordheide um nur einige der interessantesten Plätze zu nennen, wo sich die beiden Soundtüftler getroffen haben um ihre Klangcollagen zu erstellen).

Den Hörer erwartet eine spannende Reise durch ihre akribisch umgesetzten akustischen Phantasien und teilweise aber auch zufällig entstandenen Klangereignisse wie Feedbacks oder elektronische Störungen. Bei der Nachbearbeitung der Aufnahmen im Tonstudio Harms wurden eher unerwünschte Sounds entfernt als neue hinzugefügt.

Insgesamt gab es mehr als 75 Stunden Audiomaterial zu sichten und hören. Die inhaltlich homogene Essenz hieraus ist auf „Fingerhut“ zu hören.

Ermes / Harms „Fingerhut“
Sireena