Gary Numan „Intruder“

Mai 1979. Es ist ein ganz gewöhnlicher Donnerstagabend; mit anderen Worten: Zeit für „Top Of The Pops“. Inmitten eines Zeitgeist-verhafteten Sounds aus Punk und Disco wird die Show scheinbar wie aus dem Nichts von einer Übertragung aus der Zukunft unterbrochen. Ein strahlendes Synthie-Riff verhallt zu einem treibenden Beat und ein nicht von dieser Welt stammendes Wesen betritt die Bühne – halb Roboter, halb Alien – um einen rätselhaften Text von androidischem Leben in einer dystopischen Zukunft zu präsentieren. Es handelt sich um Gary Numan mit seiner Band Tubeway Army und ihren Durchbruchshit „Are Friends Electric?“. Von den Millionen TV-Zuschauern war damals wohl nur den wenigsten klar, dass dieser Moment einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Musik geben sollte; von Synthiepop über Electro/ Industrial bis hin zum Alternative Pop. Die Phantasie des Publikums war jedoch nicht mehr zu bremsen und verwandelte sich schon bald zu einer treu ergebenen Fangemeinde.

Mit „Splinter (Songs From A Broken Mind)“ kam der Ball vor acht Jahren so richtig ins Rollen, als die Scheibe 2013 auf Platz 20 der Charts kletterte. Ein Album, auf dem Numan zu einem atmosphärischen Post-Industrial-Sound seine Erfahrungen mit Depressionen verhandelte. 2017 unterschrieb er einen neuen Vertrag mit BMG, aus dem das Werk „Savage (Songs From A Broken World)“ hervorging, auf dem er von der Erde als einer trostlosen Wüstenlandschaft erzählt, in der die Menschheit und die Kultur von den Folgen der Erderwärmung in die Knie gezwungen wurde.

Auf seinem Album „Intruder“ präsentiert Numan nun eine aktualisierte, ergänzende Geschichte. Eine philosophische Auseinandersetzung mit einer möglicherweise in naher Zukunft bevorstehenden Apokalypse: Und einem Planeten, dessen einzige Überlebenschance darin besteht, seine Bewohner auszulöschen. „`Intruder` beschäftigt sich mit dem Klimawandel aus der Sicht des Planeten. Wenn die Erde sprechen und die Dinge so wahrnehmen könnte, wie wir es tun – was würde sie uns mitteilen? Wie würde es ihr gehen? Ein Großteil der Songs stellt meinen Versuch dar, ihr eine Stimme zu geben oder zumindest anderweitig auszudrücken, was ich denke, wie sie sich fühlt. Der Planet betrachtet uns als seine Kinder, die immer herzloser und egoistischer werden und denen es völlig egal ist, wie es ihm geht. Er fühlt sich hintergangen, verletzt und verwüstet. Desillusioniert und todunglücklich ist er an einem Punkt angelegt, zurückzuschlagen. Im Grunde betrachtet er die menschliche Rasse als eine Art Virus, der ihn angreift. Der Klimawandel ist das nicht zu leugnende Zeichen, mit der die Erde sagt: Genug ist genug! Sie tut schließlich, was getan werden muss, um uns loszuwerden. Und sie erklärt, warum sie denkt, dass dies der richtige Weg ist.“

Tracks
1 Betrayed
2 The Gift
3 I Am Screaming
4 Intruder
5 Is This World Not Enough
6 A Black Sun
7 The Chosen
8 And It Breaks Me Again
9 Saints And Liars
10 Now And Forever
11 The End Of Dragons

Gary Numan „Intruder“
BMG