Jana Berwig „Baby, ich nehm Dich mit“

Da saß die Berliner Liedermacherin Jana Berwig nun auf der Couch einer Freundin inmitten von Rasseln, Spielzeug und Pop-Up Büchern und lauschte über das Babyphon dem Atem des Kindes, das sie gerade zu Bett gebracht hatte. Als Babysitterin war Jana schon öfter engagiert gewesen, aber jetzt als alleinstehende Frau über 40 ohne Kind stellten alle Dinge um sie herum plötzlich Fragen. Wie steht es mit eigenen Rasseln, einem eigenen Baby und eventuell einem dazugehörigen Mann?

Viel Zeit, um einen solchen Lebensentwurf anzugehen, würde ihr nicht mehr bleiben. Und wäre das überhaupt etwas für sie? Wie könnte eine Zukunft jenseits von Klischees aussehen, welche Art von Beziehung würde sie sich eigentlich wünschen? Jana Berwig hätte ihre Berufung verfehlt, wenn sie nicht in neuen Liedern auf die Suche nach den Antworten gegangen wäre, die nun auf dem Album „Baby, ich nehm dich mit“ zu hören sind.

Vor vier Jahren hatte sie sich im Album „Wellblechreiten“ noch dem Konzept der Großen Liebe gewidmet, nun machte sie sich daran, den Traum des großen Familienglücks ans Tageslicht zu holen, das sie bisher nicht gefunden hatte. Torschlusspanik spürte sie schon eine ganze Weile nicht mehr, ihre letzte richtige Beziehung hatte sie vor etwa zehn Jahren gehabt, das Feld ihrer Liebhaber dünnte immer weiter aus und den Wunsch ein Kind allein zu bekommen und aufzuziehen, verspürte sie nicht. Sie wollte zu ihrer Situation stehen und sich nicht verstecken. Waren Beziehungen zwischen Frau und Mann nicht per se anstrengende Abhängigkeitsverhältnisse?

Kümmerten sich Paare am Ende einer Beziehung nicht viel eher um das Sorgerecht als um die Sorgen ihres Kindes, wie Berwig ihre Beobachtungen im Lied „Ich brauche keinen Mann (nur manchmal)“ besingt? Und wie schön fühlte sich doch die kleine Freiheit an, allein auf ihrem Fahrrad kreuz und quer durch die Stadt sausen zu können, so wie es im Titelsong anklingt.

Jana Berwig „Baby, ich nehm Dich mit“
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