Miriam Hanika „Wurzeln & Flügel“

Was bedeutet Heimat? Eine Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt. Auf eine tiefsinnige Suche nach Heimat, nach Widersprüchen und Gegensätzen in unserer Zeit, hat sich Miriam Hanika mit ihrem Album „Wurzeln und Flügel“ begeben. Dass die junge Multiinstrumentalistin ihre Heimat in ihren Liedern gefunden hat, ist nicht zu überhören.

Sängerin, studierte Oboistin, Poetin, Komponistin. Wie auch immer man Miriam Hanika bezeichnet, eines ist klar: Diese Musik passt in keine Schublade – und dafür wäre sie auch viel zu schade. Philosophisch lupenreine Texte, eine virtuose Oboe und ein elfköpfiges Ensemble sorgen auf diesem mutigen und makellosen Album für Furore. Angetrieben durch die pulsierende Band, geerdet durch malerische Streicharrangements spielt „Wurzeln & Flügel“ nicht nur metaphorisch zwischen Himmel und Erde.

Stilsicher bewegt sich die Musikerin zwischen den Genres, ohne jemals plakativ zu werden. Verknüpft in Liedern wie „Das selbe alte Lied“ klassische Kammermusik mit aussagekräftigen Texten. Selbst wenn es wie in „Kreide auf Asphalt“ oder „Manchmal vergesse ich zu leben“ um heikle Themen wie Tod und Sterben geht, findet die Künstlerin Worte, die mit der Musik eine einzigartige Verbindung eingehen und eine zweite Ebene erschaffen, deren Sog man sich nur schwer entziehen kann.

Miriam Hanika philosophiert. Sie gibt sich nicht allwissend, aber genauso wenig lässt sie ihre Zuhörer alleine. „Träumern fällt immer etwas ein“ ist eines dieser Lieder, die uns auffangen, die uns umhüllen und beschützen, positiv und lebensbejahend. Dass Miriam Hanika auch eine begnadete Pianistin ist, zeigt sich unter anderem in ihrem Solostück „Spuren“, das letzte Lied des Albums und ein beeindruckendes Ende für ein ausdrucksstarkes Gesamtwerk.

Dann sind da natürlich die Oboe und das Englischhorn. Zwei Instrumente, die man wohl am wenigsten auf einem Liedermacher-Album vermuten würde. So perfekt und melodiös gespielt, dass man sich zurecht fragen muss, wo man dieses Album eigentlich einordnen darf. „Lila“, eine eigentlich klassische Komposition für Harfe und Englischhorn, erzählt ganz ohne Worte die Geschichte einer Musikerin, die sich nicht beschränken lässt.

Liedermachertradition klassisch und zugleich innovativ verpackt von Miriam Hanika – Musik, die Wurzeln hat und fliegen kann.

Tracks
1. Wurzeln und Flügel
2. Das selbe alte Lied
3. Zahlenkinder
4. (53520) Schuld
5. Lila
6. Sehnsucht
7. Kreide auf Asphalt
8. Manchmal vergesse ich zu leben
9. Träumern fällt immer etwas ein
10. Spuren

Miriam Hanika „Wurzeln & Flügel“
Sturm & Klang