Steve Vai „Vai/Gash“
Vai erzählt: „Diese Platte wurde 1991 innerhalb von 2 Wochen in einem besonderem Energiefluss geschrieben und aufgenommen, weil ich eine bestimmte Art von kraftvoller Musik hören wollte, wenn ich mit meinen Freunden auf unseren Harleys knatterte. Es erinnert mich an Rockmusik, die ich als Teenager in den 1970er Jahren liebte. Diese Aufnahmen lagen über 30 Jahre lang im Regal und werden nun im Jahr 2023 veröffentlicht. Hier ist die Geschichte…“
Eine verkürzte Zusammenfassung der Anekdoten und liebevollen Erinnerungen, wie sie Vai in den Liner Notes des Albums formuliert hat, bieten Details über den Sänger Gash und seine tiefe Verbindung zu Vai. Von seinen Teenagerjahren auf Long Island bis heute hat er hat er offen über seine Liebe zu Motorrädern gesprochen. Gash teilte diese Leidenschaft. Vai reflektiert: „Um 1990 herum überkam mich das Verlangen eine geradlinige Rockplatte zu machen, dass ich sie gerne schon gehört hätte, als ich noch ein Teenager in der Biker-Kultur war. Und dann traf ich Johnny „Gash“ Sombrotto“.
John wurde in Queens, New York, geboren und war in seiner Jugend ein begeisterter Motorradfahrer. Im Jahr 1977, im Alter von 21 Jahren, erlitt er einen schweren Unfall, bei dem sein Körper Feuer fing, als er 30 Fuß tief in einen Stacheldrahtzaun stürzte. Vai schreibt in den Liner Notes: „Die Ärzte sagten seiner Familie, dass er Verbrennungen dritten Grades auf 60% seines Körpers hatte und dass er, falls er überhaupt überlebte, mit großer Wahrscheinlichkeit seinen rechten Arm und sein linkes Bein verlieren würde. Während der Behandlung auf der Spezialstation für Verbrennungen ertrug er unerträgliche Schmerzen, vor allem, wenn er täglich heiße Bäder gegen seine Verbrennungen nehmen musste. Er hielt tapfer durch und wurde nach einem Monat endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Glücklicherweise mit allen Gliedmaßen.
Ein Teil des linken Ohrs fehlt seither und er hatte mehrere Hauttransplantationen an Hals, Armen, Beinen und der gesamten Brust. Die Geschichten, die er über seine Genesung und die damit verbundenen unerträglichen Schmerzen erzählte, waren hart. Aber er überlebte und schließlich blühte er wieder auf. 1982 machte er sich auf den Weg nach Los Angeles und stieg sofort wieder auf sein Motorrad.“
Vai lernte John durch einen gemeinsamen Freund, Mark Cimino, kennen. Die beiden verband die Biker-Kultur und er wählte den Namen „Gash“ als Spitznamen. Vai schrieb: „…ich habe viele Leute beobachtet, die ihn auf unseren zahlreichen Motorrad Roadtrips und anderen Abenteuern trafen. Auf den ersten Blick waren konnten viele Leute von seiner Glatze, seinem vernarbten Hals und seinem abgebrannten Ohr sehr beeindruckt. Da er so aussah und eine Harley fuhr, konnte man leicht annehmen, dass er vielleicht ein harter, bedrohlicher Biker war, aber nachdem man sich auch nur eine Minute mit ihm unterhalten hatte, brachten sein Charme und seine magnetische Ausstrahlung die Leute zum Lachen und sie genossen seine erfrischende Präsenz und er zog sie in seinen Bann. John verstand sich auf Anhieb mit den ungewöhnlichsten Menschen jeden Alters, jeder Hautfarbe, Größe, politischen oder sexuellen Überzeugung. Er war nicht oberflächlich und urteilte nie über Menschen. Unter all den Narben verbarg sich ein kühnes und warmes Herz, das in seinen entwaffnenden, großen und sanften blauen Augen zu sehen ist.“
Er fährt fort: „… etwas in mir wollte ihn ins Studio holen und sehen, wie er diese Biker-Songs, die ich als Demo hatte, singen würde. aber nichts hätte mich auf die Stimme vorbereiten können, die aus seinem Körper kam. Und natürlich klingt er so selbstbewusst, furchtlos und unbeschwert. So wie er nunmal ist. Das war die Stimme, die ich über diese knallharten Rocksongs hören wollte. Ich war verblüfft. Zu dieser Zeit begann ich auch mit der Arbeit an „Sex and Religion“ und hoffte, endlich mehr als die 8 Songs aufnehmen zu können, die ich mit John für ein alternatives Projekt geschrieben hatte, aber das erwies sich als unmöglich. Am 7. September 1998, zwei Tage nach dem Tod meines Vaters, klingelte das Telefon, und es war Johns Freundin Nancy. Ihre Stimme zitterte und ich wusste irgendwie, was sie mir sagen wollte. John hatte einen Motorradunfall und kam dabei furchtbarerweise ums Leben“.
Nach drei Jahrzehnten teilt Steve Vai diese Aufnahmen endlich mit der Welt. Seiner Meinung nach, „wäre Gash der größte Rock-Leadsänger gewesen, den man je kennenlernen wollte. Alle Grundlagen waren vorhanden, aber er war weg. Entmutigt stellte ich das gesamte Projekt ins Regal und hörte es mir in den letzten 30 Jahren mindestens einmal im Jahr an, vor allem an den Jahrestagen seines Todes. Dann hat mich kürzlich etwas dazu gebracht, es jetzt zu veröffentlichen. Ich wünschte, ihr hättet die Gelegenheit gehabt, John kennenzulernen. Ich glaube, ihr hättet ihn genauso geliebt wie wir alle. Fürs Erste ist er ‚In the Wind‘.“
Tracks
1 In the wind
2 Busted
3 Let’s jam
4 Woman fever
5 She saved my life tonight
6 Danger zone
7 New generation
8 Flowers of life
Steve Vai „Vai/Gash“