Thanateros „On Fragile Wings“
„Zurück zu den Wurzeln“ – So könnte die Überschrift des neuen Thanateros-Albums lauten. Und das sowohl in Bezug auf den inhaltlichen Hintergrund als auch auf die musikalische Ausrichtung.
Wie zu Zeiten des Debuts „The First Rite“ sind die Songs eingängig und rocken was das Zeug hält. Dies liegt einerseits an Markus F., dem neuen Mann an den Drums, der fantastisch mit dem verspielten und doch treibenden Bassspiel von Chrys R. harmoniert und andererseits an den brettharten Gitarren von Chris L. Dessen stets wiederkehrenden cleanen Gitarrenparts untermalen zudem das gefühlvolle, großartige Geigenspiel von Christof U. Und auch Mastermind Ben R. strotzt nur so vor Virtuosität – ob zerbrechlich zart, beschwörend sonor oder voll leidenschaftlicher Aggressivität, selten zuvor zeigte sich der Thanateros-Sänger so vielfältig und abwechslungsreich.
Zudem haben sich die fünf Dark-Rocker – ganz nach Thanateros-Tradition – mit Johanna Krins (Arctic Relief, Delva) auch wieder eine einzigartige Gastsängerin an Bord geholt, die mit ihrer großartigen Stimme sowohl die erste Single „Coven of the Drowned“ als auch das ergreifende „Solitude“ veredelt.
Musikalisch legen Thanateros ebenfalls eine gehörige Schippe drauf und sprühen nur so vor Spielfreude und Abwechslungsreichtum. Und anders als der Titel vielleicht vermuten lassen mag, wird auch gehörig an der „Metal“-Schraube gedreht.
Die von Simon Rippin produzierte Scheibe, bei der alle Instrumente gleichermaßen Raum bekommen, schafft es trotz ihrer Geradlinigkeit, eine enorme auditive Atmosphäre zu erzeugen. Dies gelingt nicht zuletzt auf Grund der gefühlvoll eingesetzten Synthesizer, die es auf bemerkenswerte Art und Weise schaffen, dem Album eine einmalige stimmungsvolle Tiefe zu verleihen. Überhaupt ist das neue Thanateros Werk geprägt von einer harmonischen Verschmelzung unterschiedlichster Emotionen. Von atmosphärisch getragenen, gefühlsbetonten Augenblicken bis hin zu den erwähnten, mitreißend-brachialen Momenten deckt „On Fragile Wings“ so ziemlich alle erdenkbaren Stimmungen ab, ohne dabei den roten Faden zu verlieren.
Einen roten Faden kann man dann auch auf inhaltlicher Ebene erkennen, am besten erklärt durch den Begriff „Seelenschau“. Womit es auch hier heißt: „Back to the roots“. Denn wie zu den Anfängen von Thanateros, so entführt uns Ben Richter auf „On Fragile Wings“ in die Welt der Magie und des Schamanismus. Ob die Transformation durch das Feuer, das Aufgehen im Kreis des Lebens oder die Suche nach der inneren Kraft – in der schamanischen Vorstellung ist es unsere Seele, die all diese Prozesse durchläuft. Und als Symbol unserer Seele dient kulturübergreifend der Vogel, sind es Federn und Schwingen, die unsere Seele hinfort tragen – womit auch der Bezug zum Titel und dem stimmigen Cover-Artwork gegeben ist.
Und so filigran und zerbrechlich wie die Flügel auf dem Cover, so empfindsam ist unsere Seele, so gefährdet ist sie, sich in der Dunkelheit zu verlieren. Diese Abgründe, diese Verletzlichkeit unserer Seele sind das zweite große Thema des Albums. Ben R. lässt uns dabei tief in sein Inneres schauen, verarbeitet gewichtige Themen und macht dadurch „On Fragile Wings“ zu dem bisher persönlichsten Thanateros-Album.
Mit „On Fragile Wings“ laden Thanateros auf eine magische, vielschichtige und tiefgründige Reise voller Emotionen und Leidenschaft ein, auf der getanzt, gerockt, gelacht und geweint werden darf und an deren Ende eines jeden Flügel gestärkt und voller Kraft sein mögen …
Tracks
1 Kybalion (Time to fly)
2 Burn
3 On the barricades
4 Coven of the drowned
5 Passengers
6 Black forest calling
7 We are the ravens
8 The source of it all
9 Solitude
10 Fading
11 Nothing lasts forever
12 Running up that hill
Thanateros „On Fragile Wings“
Echozone