Tobias Hoffmann Jazz Orchestra „Innuendo“

Mit Innuendo veröffentlicht Mons Records Ende September 2024 das neue Album des mehrfach preisgekrönten Saxophonisten, Komponisten und Arrangeurs Tobias Hoffmann. Wie schon beim 2022 erschienenen Vorgänger Conspiracy ist Tobias erneut in einer Big Band-Besetzung zu hören. Das Album enthält acht Eigenkompositionen, darunter das bei den 47. Downbeat Student Music Awards in der Kategorie „Original Composition – Large Ensemble” als „Beste Komposition” ausgezeichnete Titelstück. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass Hoffmann einen der begehrten Preise gewinnt.

Die Musiker des Tobias Hoffmann Jazz Orchestra stammen aus Wien, Graz und mehreren deutschen Städten. Sie haben sich zu einem bemerkenswerten, perfekt aufeinander eingestimmten Ensemble entwickelt. Nach dem positiven Feedback auf das Vorgängeralbum schrieb der in Graz lebende Tobias Hoffmann neues Material und im Sommer 2023 kamen die „leidenschaftlichen und engagierten Musiker“ des Orchesters, so Hoffmann, für eine Woche dort zusammen, „um tief in das neue Material einzutauchen und gemeinsam das Beste aus der Musik herauszuholen, die größtenteils noch nie zuvor gespielt worden war.”

Eröffnet wird das Album mit dem Titeltrack „Innuendo”, der eine Hommage an die legendäre Rockband Queen darstellt. Hoffmann war schon früh fasziniert von den wechselnden Stimmungen und Emotionen, die sich im Laufe einer solchen Komposition entfalten. Sein „Innuendo” fängt diesen facettenreichen Geist ein und verbindet viele Aspekte wie das Altsaxophon-Solo von Florian Trübsbach zu einem dynamischen Stück.

Darauf folgt die im Traditionellen verwurzelte Komposition „Summer Solstice”. Sie ist kurz vor der Sommersonnenwende 2023 entstanden und repräsentiert u.a. mit einem Posaunensolo von Simon Harrer eine Reihe von Stimmungen und Stilen sowie einen Kontrast zu den komplizierteren zeitgenössischen Werken des Albums. Die Stimmung ändert sich mit „No Way Back”, einem komplexen Stück in gemischten Metren, das aus einer schwierigen Lebensphase Hoffmanns hervorgegangen ist. Dieses Stück kanalisiert einen Ausbruch von neu gefundener Energie und ist von Künstlern wie Alex Sipiagin, Chris Potter und Dave Holland inspiriert. „No Way Back” enthält Soli von Trompeter Gerhard Ornig und Pianistin Viola Hammer. Die Komposition, die trotz ihrer anspruchsvollen Rhythmen auf musikalische Kohärenz abzielt, wurde beim Kompositionswettbewerb Big Band de Canarias 2022 mit dem dritten Preis ausgezeichnet.

Weiter geht es mit „Sanctuary”, einem zutiefst persönlichen Werk mit einem gefühlvollen Tenorsolo von Martin Harms. Mit dem Titel „Convictions“ zieht das Tempo des Albums wieder an. Das Stück geht auf eine Übung von Bob Brookmeyer zurück, bei der ausschließlich die weißen Tasten des Klaviers verwendet werden, und hat Hoffmanns Herangehensweise an das Komponieren grundlegend verändert. Patrick Dunsts Altsaxophonsolo ist ein Beispiel für die neuen Möglichkeiten, die sich aus solchen selbst auferlegten Beschränkungen des Kompositionsprozesses ergeben können.

In „Bipolarity“ bringt Hoffmann Inspirationen aus klassischer Musik und Minimalismus mit seinem Jazz-Hintergrund zusammen. Sein Ziel war es, das Stück auf eine nicht-traditionelle, aber dennoch kohärente Weise wie ein arrangiertes ‚Saxophon-Solo‘ klingen zu lassen. Robert Bachner liefert das Ventilposaunensolo auf diesem Stück. Man könnte es als Erkundung neuer Kontexte für traditionelle kompositorische Konzepte sehen. Das Album geht weiter mit dem ätherischen, von der Atmosphäre eines nebligen Wintermorgens am Attersee inspirierte Stück „The Lake”. Die kraftvolle und doch ruhige Energie der subtilen Bewegungen des Sees werden von Hoffmann durch verschiedene formale Abschnitte sowie von den Soli von Jakob Helling (Trompete) und Vilkka Wahl (Gitarre) musikalisch eingefangen.

Den Abschluss des Albums bildet „Perseverance”, eine von Hoffmanns längsten Kompositionen für Jazzorchester. Dieses Stück veranschaulicht sein wachsendes Interesse an durchkomponierten, sich kontinuierlich entwickelnden Formen. Der Titel bezieht sich auf die erforderliche geistige Ausdauer, eine solch komplexe Idee vollständig umzusetzen. Zu den Solisten gehören Robert Unterköfler am Tenorsaxophon und Florian Menzel an der Trompete.

Innuendo ist ein atemberaubender Nachfolger zu Hoffmanns 2022 erschienenem Album Conspiracy. Vom dynamischen Titeltrack, einer Hommage an Queen, über das zutiefst persönliche „Sanctuary” bis hin zur bahnbrechenden Erkundung der durchkomponierten Form in „Perseverance” zeigt dieses Album Hoffmanns bemerkenswerte Entwicklung als Komponist und Arrangeur – oder wie Produzent / Arrangeur Michael Abene sagt: „Ich war überwältigt von dem, was ich auf diesen Aufnahmen hörte. Zu sagen, dass er als Arrangeur/Komponist gereift ist, ist eine Untertreibung“.

Hoffmanns geschickte Vermischung von Jazz mit Einflüssen wie Klassik, Rock und Minimalismus führt zu einem aufregend eklektischen und doch kohärenten Hörerlebnis. Unterstützt von einem herausragenden Ensemble voller virtuoser Solisten festigt Innuendo Hoffmanns Ruf als eine der aufregendsten kreativen Stimmen im zeitgenössischen Großensemble-Jazz.

Tracks
1 Innuendo
2 Summer Solstice
3 No Way Back
4 Sanctuary
5 Convictions
6 Bipolarity
7 The Lake
8 Perseverance

Tobias Hoffmann Jazz Orchestra „Innuendo“
Mons Records