Ally Venable „Heart of Fire“
Jetzt ist keine Zeit für schwache Nerven. Zwar ist die Musikszene wegen der Pandemie verstummt. Künstler und Künstlerinnen mögen noch eine Weile von ihren Fans abgeschnitten sein. Doch mit Heart Of Fire zeigt Ally Venable, dass sie sich nicht von den Umständen geschlagen gibt. Allen Widrigkeiten zum Trotz will uns die aufstrebende Sängerin, Songwriterin und Gitarristin aus Texas mit dieser, ihrer vierten Veröffentlichung, den Weg in eine bessere Zukunft zeigen. „Meine Vision war es, eine positive Botschaft voller Liebe zu verbreiten“, sagt Venable. „Das ist es, was die Welt gerade am meisten braucht.
Mit Heart Of Fire will Venable also etwas von der Liebe und Zuneigung zurückgeben, die sie bislang von ihrer wachsenden Fangemeinde bekam. Die Karriere der Gitarristin, die noch immer erst Anfang zwanzig ist, bewegt sich so schnell wie ihre Finger. Ihr musikalischer Weg führte zunächst vom Kichenchor ihrer Kindheit zu den ersten Jugendlieben aus ihrem Heimatstaat Texas, u.a. Stevie Ray Vaughan und Miranda Lambert. Ihre ersten beiden LPs No Glass Shoes (2016) and Puppet Show (2018) etablierten sie auf internationaler Ebene und brachten bereits die ersten Auszeichnungen. Doch der richtige Durchbruch kam 2019 mit der Platte Texas Honey, die bis auf Platz #2 der Billboard Bluescharts kletterte. Im gleichen Jahr ging Venable mit dem mittlerweile legendären Blues Caravan auf Tour. Der rasante Aufstieg des Jungtalents überzeugte auch Rootsmusik-Ikone und Texas Honey-Produzent Mike Zito, der schwärmt: „Durch ihre Kreuzung des Blues mit amerikanischen Roots-Rock verkörpert Ally die Zukunft des Bluesgenres.“
Nicht mal eine globale Pandemie konnte ihr den Schwung nehmen. Im vergangenen Februar suchte Venable dem weltbekannten Produzenten Jim Gaines in seinem Bessie Blue Studio in Stantonville, Tennessee auf, um Heart Of Fire einzuspielen. Beim Verfassen ihrer neuen, sehr offenen Songs setzte sie sich ein ambitioniertes Ziel, nämlich nichts zurückzuhalten – auch wenn es weh tut. „Ein Hauptthema des Albums ist die Überwindung von Hindernissen und die Beharrlichkeit, die es einem ermöglicht, weiter zu machen“, erklärt sie.
Wie ein Kampf auf dem Schlachtfeld ist auch Heart Of Fire laut. Wer jemals nach einem Ally Venable-Konzert mit Ohrenklingen nach Hause ging, weiß genau, wie explosionsartig ihr Gitarrenspiel sein kann. In einer Welt voller elektronischen Pop liefert sie lieber messerscharfe Gitarrenriffs, die eher zu Led Zeppelin passen, beispielsweise bei den Titeln „Hard Change“ oder „Do It In Heels“. Sie fesselt den Hörer mit den eingängigen Hooks von „Sad Situation“ und nutzt das Intro zum Titelsong „Heart Of Fire“, um auf dem Wah-Wah-Pedal Vollgas zu geben. „Da geht um eine Situation, in der man traurig ist und dann auf einen Menschen trifft, der dich aus dem Loch holt und dir wieder Mut gibt.“
Zu Gast bei „Bring On The Pain“ ist einer der wenigen Gitarrenkollegen zu hören, der mit Venable zweifellos mithalten kann, nämlich Kenny Wayne Shepherd. Wie Venable sagt: „In diesem Song geht es die harten Zeiten in einer Liebesbeziehung und darum, sich und der Liebe treu zu bleiben, egal was kommt. Da Kenny eins meiner Helden ist, war es eine Ehre für mich, mit ihm zu musizieren.“
Die junge Texanerin ist durchaus in der Lage, dem Bluesrock-Genre eine Verjüngungskur zu verpassen. Doch Venable schaut nicht selten über den Tellerrand. Der stampfende Rhythmus des Titels „Hateful Blues“ erinnert zum Beispiel an das Klagelied eines Chain Gangs. (‘Oh, my love has been abused/and that’s why I’ve got these hateful blues’). Ein neues Arrangement des Bill Withers-Klassikers „Use Me“ bietet durch Congatrommeln, Gummiband-Bass und einen groovenden Lick reichlich Abwechslung. Ein weiteres Highlight ist der unwahrscheinlich wehmutige Titel „Road To Nowhere“, bei dem Venable während des Refrains von Southern-Rock-Größe Devon Allman gesanglich unterstützt wird. „Devon ist in diesen Song eingetaucht und hat ihn mit Leben erfüllt“, blickt sie zurück. „Wir waren voll auf einer Wellenlänge und das hört man im Endergebnis. Ich bin sehr zufrieden damit.“
Das Gleiche könnte sie über Heart Of Fire als Ganzes sagen. Das Album zeichnet sich durch seine Leidenschaft aus und ist trotzig, ehrlich und ungeschliffen. Ein Werk, das gut in der heutigen Zeit passt von einer Künstlerin, die keineswegs warten will, bis der Sturm vorbeizieht, sondern viel lieber draußen im Regen tanzt. „Ich wollte den Menschen eine Möglichkeit bieten, ihren Frust raus zu lassen. Die Songs auf diesem Album kommen also eigentlich daher.“
Tracks
1 Heart of fire
2 Played the game
3 Hateful blues
4 Road to nowhere
5 Bring on the pain
6 Hard change
7 Do it in heels
8 Sad situation
9 Use me
10 Tribute to SRV
11 What do you want from me
Ally Venable „Heart of Fire“
Ruf Records