Asger Techau „Levels“

Mit seiner dritten Solo-LP „Levels“ präsentiert Asger Techau ein selten ausgereiftes Popalbum, das vor Hooks und Spielfreude strotzt und es dabei schafft, die gängigen Popklischees zu meiden. Als innovativer Schlagzeuger der dänischen Postrock-Ikonen Kashmir ist Asger Techau in seiner Heimat bereits seit den 90ern eine Legende. Mit seinem Solowerk beweist er nun ein Gespür für sensible Balladen wie auch für unnachahmliche Popsongs, bei denen er fesselnde Hooks mit einfallsreichen Drums kombiniert.

Auf die sanfte Einführung mit der Trauerballade „7-20“, geschrieben für eine früh verstorbene erste Liebe, folgen drei groovige Stücke, die auch hookmüde, alte 90er-Indierockhasen von den Socken hauen, weil Techau hier alle seine Stärken als Songwriter, Sänger, Produzent und Drummer ausspielt.

„No Better Time“ ist ein Offbeat-Feuerwerk aus Keyboards und Drums, garniert mit einem sahnigen Riff des Ausnahmegitarristen Steffen Nordenstam. Selten kam ein Mea-Culpa Song so verführerisch poppig daher. Zudem spielt sich Techau über das gesamte Stück in einen Fillrausch, der keine Beatwünsche offen läßt. Beim nicht minder groovigen „Highkicks and Gunshots“ fühlt man sich gleich in den jungen Asger versetzt, wie er in den 90ern gedankenverloren mit Walkman durch die verregneten Straßen Kopenhagens zum Offbeat hüpft, Straßengeräusche inklusive.

In diese platzt schließlich das majestätische „Flawless“ hinein, ein Hookmonster von einem Liebeslied, von dem wir nicht genug kriegen können. Auch hier macht das einzigartige Drumming aus einem schönen einen unwiderstehlichen Song, wobei Techau hier für die Strophe einen Gang zurücklegt, um den Refrain deutlicher brillieren zu lassen. Auf diesen peferkten Popsturm folgt mit „The Sweetest Chime“ eine sentimentale Liebeserklärung, die deutlich macht, dass man Asger Techau auch die kitschigsten Bekundungen einfach abnehmen muss – der Mann schreibt halt über sich selbst. So auch beim sechsten Stück „Tears“, bei dem sich die bedrohlich-melancholisch aufbauende Strophe in einen bombastischen Refrain entlädt. Wieder mit Beat geht es mit der dynamischen Train of thought Nummer „Shutter“ weiter, bevor es mit „What Do You Want“ und „Reasons Never Change“ zum nachdenklichen Ausklang kommt.

Asger Techau packt seine geballte Melancholie, Spielfreude und Produktionserfahrung in dieses Album. Selten überzeugt eine LP beim ersten Hören so auf Anhieb, die dann auch Wochen später noch so zu viel zu entdecken gibt. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Gastmusiker aus der Kopenhagener Szene, für die der perfektionistische Workaholic Techau sowas wie eine Indie-Koryphäe darstellt. Neben Nordenstam ist Caspar Hesselager an den Keyboards hervorzuheben, der das Album mitproduziert hat. Auch die Jahre mit Kashmir sind an den Songs nicht spurlos vorbeigegangen, was vor allem in den melancholischen Sounds von Synths und Samples zum Ausdruck kommt. Ansonsten fühlt man sich bisweilen an hookschwere Rockbands wie Editors oder Interpol erinnert, immer mit dem unnachahmlichen Schlagzeug Techaus in der Hinterhand. Thematisch geht es auf der LP um existentielle Themen: Einsamkeit, Angst, Tod – und langjähriger Liebe, die immer wieder Hoffnung und Halt spendet.

Asger Techau lebt mit seiner Frau Frida und ihren zwei Kindern in der Altstadt von Kopenhagen, und pflegt eine Vorliebe für Musikinstrumente, Motorräder und Converse Chucks, auf die er beim Schlagzeugspielen schwört. Mit Kashmir veröffentlichte er zwischen 1994 und 2013 acht Studioalben auf Sony Music, von denen vier die Spitze der dänischen Charts erreichten und sechs Top 10 Singles hervorbrachten. Für die LP „No Balance Palace“ (2005) arbeitete die Band u.a. mit David Bowie und Lou Reed zusammen.

Tracks
7-20
No Better Time
Highkicks and Gunshots
Flawless
The Sweetest Chime
Tears
Shutter
What Do You Want
Reasons Never Change

Asger Techau „Levels“
Crocodile Tears Records