ASP "Kosmonautilus"
2019 kehren ASP zurück zum Erzählzyklus „Fremder“ und bringen die im Top-Ten-Album „fremd“ begonnene Reise und mit dem Platz-2-Album „MaskenHaft“ vertiefte Story zu einem neuen Höhepunkt. Die direkte Fortsetzung des gefeierten dritten Teils „zutiefst“ geht noch einen Schritt weiter und zeigt sich hochemotional, detailverliebt und vor allem extrem catchy. Jeder Song weiß mit seiner eigenen fantastischen Handlung zu fesseln, und dabei geht Mastermind Asp Spreng geradezu lustvoll ans Werk. Auch wenn das Album wie immer lyrisch anspruchsvoll ausfällt und dem ASP-Fan viele Anspielungen und Rückbezüge bietet, spürt man bei „Kosmonautilus“ eine Energie, die geradezu im Widerspruch zu der Komplexität und Tiefgründigkeit der Texte zu stehen scheint. Die Hitdichte konnte noch einmal gesteigert werden. Hier reiht sich ein Gothic-Novel-Rock-Hammer an den anderen, und ein zukünftiger Live-Evergreen jagt den nächsten.
Der Fremder-Zyklus erzählt die Geschichte des Reisenden, der viele verschiedene Realitäten und Welten besucht, auf dem mittlerweile vierten Album – und es wird noch nicht das Ende der Odyssee sein. Während sich der erste Teil, „fremd“, genau um dieses Gefühl in diversen Facetten dreht – um dieses Gefühl des Fremd-Seins, des Außen-Stehens, des Sich-allein-Fühlens –, verschärft sich die emotionale Kraft gerade zu Beginn von „MaskenHaft“ enorm. Nun erlebt der Hörer den Verlust der Freiheit, die ultimative Isolation und die Vernichtung alles Individuellen – bevor der Protagonist aufbrechen kann, auf Wanderschaft geht und raue Pfade betritt. Bis er sich am Rande einer Klippe hängend wiederfindet und – hier beginnt „zutiefst“ – ins Meer fällt. (Und immer ist sie dabei, immer wieder blitzt sie hervor und gibt Kraft – die Liebe, die Asp in seinem Schaffen niemals vergisst.)
Nun werden die Abenteuer zwischen U-Booten, Tiefseeungeheuern und falschen Leuchtfeuern weitererzählt. Dabei geht die Band dieses Mal besonders geschickt vor: Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten, das Erfolgsrezept weiter verfeinert worden zu sein. Und doch: Der Mut und die Experimentierfreudigkeit zeigen sich im musikalischen wie im textlichen Detail. Wieder werden unbekannte Genregrenzen klammheimlich überschritten, wieder erfindet sich die Band neu, dabei schleichend, behutsam und ohne plakativ zu Werke zu gehen.
Gut erzählte musikalische Geschichten stehen nach wie vor im Vordergrund, und so präzise fabulierte Asp nie zuvor. Es kristallisiert sich deutlich heraus: Obwohl sämtliche Songs gut für sich allein funktionieren, hängt alles irgendwie zusammen. Der ASPsche Kosmos offenbart sich mehr und mehr. Wie Schmetterlings-Zyklus und Fremder verwoben sind, entfaltet sich für alle, die sich darauf einlassen. Für die anderen bleibt es das wohl Gewiefteste und Unterhaltsamste, was der düstere Musikbereich zu bieten hat.
Da tummeln sich lebendig gewordene Tattoos und untote Meeresgötter genauso wie ruhelose Geister von in die Irre geführten Seeleuten. Und das soll Spaß machen? Das tut es. Sogar sehr.
Aufgenommen im Twilight Sound Studio von Lutz Demmler wurde das Album wieder gemischt und gemastert von Produzentenlegende Vincent Sorg (Die Toten Hosen, In Extremo). Der Wahnsinn in den Werken spiegelt sich auch im Arbeitspensum der Künstler wider. Schier unglaublich ist der Output der Band, bedenkt man, dass zwischen dem letzten Kapitel der Geschichte und „Kosmonautilus“ gerade einmal 25 Monate liegen und in der ASP-Welt zwischenzeitig zusätzlich ein Konzertfilm inklusive neuer Songs sowie zwei Bilderbücher aus der Feder von Asp Spreng erschienen sind und zudem eine ausverkaufte Tour zum zwanzigjährigen Bestehen der Band gespielt wurde.
ASP bleiben ein unergründliches Phänomen in der deutschen Musiklandschaft. Seit Jahren erkämpfen sie sich unermüdlich und mit lodernder Leidenschaft ein stetig wachsendes Publikum – und das über alle Szenegrenzen hinaus. ASP schaffen es ohne die geringste Anbiederung an den Mainstream, sich regelmäßig hohe Ränge in den Media Control Charts zu sichern. Längst haben Freunde anspruchsvoller Texte und tiefgründiger Rockmusik gemerkt, dass man an ASP nicht vorbeikommt und sich vor dem „Schwarzen Mann“ nicht fürchten muss. Zumindest nicht sehr.
Tracks
CD 1
1. Rückfall
2. Morgengrauen irgendwo
3. Phragmokontrolle
4. Abyssus [part 2]
5. Tritons Fall
6. Eishimmel
7. Liebes Licht
8. Tintakel
9. Schatten eilen uns voraus
10. Abyssus [part 3]
11. Abyssus [part 4]
12. Abyssus [part 5]
13. Kosmonautilus
14. Bones
CD 2
1. Torpedos (Live in Stuttgart)
2. SonaArta (Live in Dresden)
3. zutiefst… (Live in Oberhausen)
4. Astoria verfallen (Live in Heidelberg)
5. Das Kollektiv (Live in Leipzig)
6. Tintakel (Totally Covered) – Two Minds Collide
7. Abyssus [part 2] (Orchestral Reprise)
8. Bones (Bonesaw Shortcut)
9. Nessaja
ASP „Kosmonautilus“
2 CDs – lim. Digibook
Trisol Music Group