David Crosby „For Free“
Auf seinem neuen Album „For Free“ beweist David Crosby wieder einmal, dass sein Leben der reinen und kraftvollen Alchemie der Musik gewidmet ist. Seit seinem gefeierten Album „Lighthouse“ aus dem Jahr 2016 schwimmt die inzwischen 80-jährige Folk-Rock-Legende auf einer außerordentlichen Welle der Kreativität, deren Quelle er nun erneut angezapft hat. Und so offenbart „For Free“ auf fast schon transzendente Art und Weise Crosbys Talent, essenzielle Wahrheiten mit Wärme und einem Sinn für Wunder zu vermitteln – eine hinreißende Mischung aus Poesie, Gebet und wildem Rock’n’Roll.
David Crosby nahm das Album gemeinsam mit seinem Sohn, dem Multi-Instrumentalist James Raymond, der auch als Produzent fungierte, sowie einer Reihe von Musikern auf, die ihn bereits auf „Sky Trails“ (2017) unterstützt hatten, darunter der Saxophonist Steve Tavaglione und der Schlagzeuger Steve DiStanislao. Des Weiteren sind Michael McDonald, Donald Fagen von Steely Dan und die mehrfach mit einem Grammy ausgezeichneten Americana-Künstlerin Sarah Jarosz zu hören.
Ein Großteil des Albums enthält die vertrackten Texturen und komplexen Grooves, die für den Sound der „Sky Trails“-Band charakteristisch sind. Der Titel basiert jedoch auf Crosbys wunderschönem Cover des gleichnamigen Joni Mitchell-Klassikers. „Joni ist die größte lebende Singer-Songwriterin und ‚For Free‘ ist eines ihrer schlichtesten, aber dennoch bewegendsten Stücke.“, erklärt Crosby, der auf dem Track von Jarosz begleitet wird. „Es ist einer meiner Lieblingssongs, weil ich liebe, was er über den Geist der Musik aussagt, der uns zum Spielen zwingt.“ Wie in der Originalversion entfaltet sich „For Free“ in einem zarten Klavierarrangement, wobei Jarosz und Crosbys Stimmen in berührender Weise Ehrfurcht und Trauer zum Ausdruck bringen.
„For Free“ ist der Nachfolger des 2018 veröffentlichten „Here If You Listen“, das gemeinsam mit Michael League von Snarky Puppy, Michelle Willis und Becca Stevens entstand. Letztere hatte mit Crosby bereits auf „Lighthouse“ zusammengearbeitet. Den majestätischen Opener „River Rise“ schrieb Crosby gemeinsam mit Raymond und McDonald, dessen ikonische Stimme zu den sich erhebenden Harmonien des Songs zu hören ist. „Mit ‘River Rise‘ wollten wir ein Bild erschaffen, das an Kalifornien erinnert, jedoch aus einer fast schon Country-artigen Perspektive heraus erzählt wird. Etwas, das die Kraft des Jedermanns oder der Jederfrau anspricht“, erzählt Raymond.
„I Think I“ ist ein Song, der von unbändiger Freude durchdrungen ist. Greg Leisz‘ verträumte Pedal-Steel-Klänge entwickeln sich zu einer hellen, pragmatischen Meditation darüber, seinen eigenen Weg in der Welt zu finden („And they don’t tell you / When you arrive /All the things you need to stay alive / There’s no instructions / And no map / No secret way past the trap“). „Ich neige dazu, lange, quälende Balladen zu schreiben, aber ‚I Think‘ sprudelte einfach aus mir heraus und es war so überraschend unbeschwert.“, freut sich Crosby.
Das verspielte, strahlende „Secret Dancer“ offenbart die Tiefe von Crosbys außergewöhnlicher Fantasie. „Die Geschichte erzählt davon, wie Menschen mithilfe von Künstlicher Intelligenz einen Kriegsroboter bauen, doch dieser entwickelt ein eigenes Bewusstsein. Der Roboter beschließt, ein Mädchen zu sein, das das Tanzen liebt. Und so tanzt er, nachdem alle das Gebäude verlassen haben, einfach die ganze Nacht für sich allein im Dunkeln.“
„Rodriguez For A Night“ wurde von Fagen speziell für das Album geschrieben. „‘Steely Dan‘ ist meine Lieblingsband und ich bewundere Donald schon lange, daher war die Zusammenarbeit mit ihm eine sehr aufregende Sache für mich.“, erklärt Crosby. Der Song ist ein detailreiches Porträt über Outlaws, Engel und Drugstore-Cowboys und vereint Fagens ausgefeilte Erzählkunst mit Crosbys warmer, souveräner Stimme, was zu einem glorreichen Zusammenprall beider Welten führt David Crosby kann auf eine beispiellose Karriere zurückblicken, in der er kulturprägende Bands wie The Byrds und Crosby, Stills & Nash mitbegründete oder mit Größen wie James Taylor, Joni Mitchell, Elton John und Carole King zusammengearbeitet hat. Er wurde auch in die illustre Songwriters Hall of Fame aufgenommen. „For Free“ bezieht einen Großteil seiner Kraft jedoch aus der feinen Chemie zwischen Crosby und Raymond.
„Können Sie sich vorstellen, wie es ist herauszufinden, dass Ihr Sohn unglaublich talentiert ist – ein großartiger Komponist, ein großartiger Dichter und ein wirklich guter Songwriter und Musiker?“ fragt Crosby. „Wir sind sehr gute Freunde und arbeiten so gut zusammen. Wir beide tun alles, um die qualitativ besten Songs wie nur möglich schreiben.“ Das sanft-zerstörerische „I Won’t Stay For Long“, der letzte Track auf dem Album, wurde von Raymond komplett allein geschrieben. Dabei ließ er sich von Marcel Camus‘ Film „Black Orpheus“ aus dem Jahr 1959 inspirieren – einer Nacherzählung des griechischen Mythos von Orpheus und seinem Versuch, seine Frau Eurydike von den Toten zurückzuholen. Crosby erweckt die Lyrics mit einer außergewöhnlichen Gesangsleistung zum Leben und lässt mit einer Stimme ganze Welt voller Emotionen entstehen (z.B. „I’m facing the squall line / Of a thousand year storm /I don’t know if I’m dying / Or about to be born“).
„‘I Won’t Stay for Long‘ ist mein Lieblingssong auf der Platte! Ich habe ihn mir jetzt schon 100-mal angehört und er packt mich immer noch. Er ist so schmerzhaft schön!“, sagt Crosby. „Er hat mir so viel bedeutet, dass ich die Hölle aus mir herausgesungen habe. James und ich glauben beide daran, dass Lieder eine Kunstform und ein Schatz sind. Wenn ein Song also so gut ist wie dieser, dann geben wir nicht weniger als unser Bestes.
Tracks
1 River Rise feat. Michael McDonald
2 I Think I
3 The Other Side of Midnight
4 Rodriguez For a Night
5 Secret Dancer
6 Ships In The Night
7 For Free Ft. Sarah Jarosz
8 Boxes
9 Shot At Me
10 I Won’t Stay For Long
David Crosby „For Free“
BMG Rights