Der Umbau der Welt

Wird die Welt mit der Neuen Seidenstraße eine andere?

Die Chinesen nennen es Yidai Yilu – »Ein Gürtel, eine Straße«, woraus im Englischen »Belt and Road Initiative« wurde. Die Deutschen erinnern sich vorzugsweise an Marco Polo, der vor fast achthundert Jahren den Händlern auf der alten Seidenstraße nach China nachfolgte und sprechen darum von der Neuen Seidenstraße. Es handelt sich um das vermutlich größte Infrastrukturprojekt der Menschheitsgeschichte, an dem sich inzwischen mehr als sechzig Staaten auf drei Kontinenten beteiligen. Bei der 2013 von Peking angeschobenen Initiative geht es nicht einfach um den Auf- und Ausbau eines interkontinentalen Handelsnetzes zu Lande und zur See, sondern auch um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der angrenzenden Territorien, um neue Formen der Kooperation, die sich auf die Stabilisierung der Regionen auswirken und zur gleichberechtigten Zusammenarbeit führen.

Das gigantische infrastrukturelle Vorhaben erreicht etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung und betrifft ein Drittel der Weltwirtschaft. Der Logistiker Uwe Behrens, der 27 Jahre in China gearbeitet hat und darüber bereits berichtete (»Feindbild China«, 2020) stellt kenntnisreich und exklusiv dieses einzigartige Projekt vor. Er setzt sich auch mit den kritischen Angriffen und Vorhaltungen auseinander: China treibe die beteiligten Länder in eine Schuldenfalle, mache sie von Peking abhängig, gebe als Entwicklungshilfe aus, was in Wirklichkeit seiner ökonomischen und politischen Expansion und lediglich einem Ziel diene: die Volksrepublik China zur stärksten Wirtschaftsmacht zu machen und die USA von diesem Thron zu stoßen.

Natürlich handelt China keineswegs selbstlos, es verfolgt wie jeder Staat auf dieser Welt nationale Interessen. Dennoch greift der Anspruch weiter, wie Behrens nachweist. Der Kapitalismus hat aller Welt vor Augen geführt hat, dass er kein Problem der Menschheit lösen kann und alle existierenden Probleme – Vernichtung der Ressourcen, Zerstörung der Umwelt und des Weltklimas etc. – verschärft. Peking versucht, durch ein grundsätzlich anderes Herangehen die Fragen der Produktion und des Zusammenlebens alternativ zu beantworten. Es geht um Harmonie statt um Hegemonie, die die Kultur des Westens bestimmt, nicht um Entweder-Oder, sondern um Sowohl-als-auch. Das komplexe Herangehen an zentrale Menschheitsfragen mit diesem Infrastrukturprojekt weist in die Zukunft jenseits tradierter Gesellschaftsvorstellungen.

Autor
Uwe Behrens
, geboren 1944, Studium an der Hochschule für Verkehrswesen »Franz List« in Dresden, Promotion, Vertreter der DDR bei Intercontainer in Basel, Logistiker bei Deutrans-Transcontainer. Ab 1990 arbeitete er in China für verschiedene Logistikunternehmen und übernahm 2000 auch das Management eines französischen Joint Ventures in Indien. 2017 nach Deutschland zurückgekehrt, kontrastierte er seine Beobachtungen und Erfahrungen mit den Darstellungen in den Medien und lieferte mit seinem viel beachteten Buch »Feindbild China« (2020) eine erfrischend kenntnisreiche und kompetente Beurteilung des neuen China. Seit 2008 ist Behrens Berater eines in Hongkong ansässigen Logistikunternehmers im Rahmen der Neuen Seidenstraße.

Der Umbau der Welt
Autor: Uwe Behrens
256 Seiten, Broschur
edition ost
Euro 18,00 (D)
ISBN 978-3-360-02804-4