Marschierende Kolonnen im Gleichschritt dominieren unser Bild von der Hitlerjugend noch heute. Doch war die Massenorganisation wirklich eine perfide, perfekt funktionierende Verführungsmaschine, die alle Kinder und Jugendlichen gefügig machte?

Das Buch wirft einen Blick hinter die nationalsozialistische Propagandakulisse und entwickelt auf Basis von Befehlsblättern, Archivdokumenten und Schilderungen von Zeitzeugen ein anderes Bild der Hitlerjugend: Gewalt und Vandalismus, Korruption und Diebstahl, Sexualität, Individualismus und Eigensinn. Es handelte sich demnach um eine prekäre, chaotische und oft überforderte Massenorganisation, die nicht nur »von oben« gesteuert und kontrolliert wurde, sondern vor Ort unterschiedlich funktionierte und deren junge Mitglieder sich der Kontrolle des Staates mitunter sogar entzogen.

Im März 1922 wurde der „Jugendbund der NSDAP“ als erste offizielle Jugendorganisation der Partei in München gegründet. Nach dem Hitlerputsch 1923 wurde die NSDAP zunächst verboten. Daraufhin löste sich der Jugendbund weitgehend auf. 1926 entstand die „Großdeutsche Jugendbewegung“ (GDJB). Die Hitler-Jugend (HJ) wurde im Juli 1926 auf dem zweiten Parteitag der NSDAP durch die Umbenennung der GDJB, als nationalsozialistische Jugendbewegung gegründet. Nach der Machtübernahme 1933 wandelte sich die HJ durch das Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände von einer Parteijugend zur Staatsjugend. Die anfangs noch freiwillige Mitgliedschaft wurde 1939 durch die Einführung der Jugenddienstpflicht zur Zwangsmitgliedschaft.

Autor
Dr. André Postert
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden.

Die Hitlerjugend
Autor: Dr. André Postert
458 Seiten, gebunden
Vandenhoeck & Ruprecht
Euro 39,00 (D)
ISBN 978-3-525-36098-9