Hub Hildenbrand „Athem“
Auf seinem neuen Soloalbum „Athem“ rückt Gitarrist und Komponist Hub Hildenbrand seine Gesangsstimme in den Fokus, und das auf völlig unkonventionelle Weise, denn für die Texte hat er eine neue Sprache geschaffen. Sprache, die wie Sprache klingt, jedoch in ihrer Auswahl der Sprachlaute, Silben und Wörter rein assoziativen und klanglichen Kriterien folgt. Es ist eine Sprache, die ohne Sprachkurs auskommt und weltweit so verständlich, wie unverständlich ist. Sie ermöglichte es Hildenbrand, Bedeutungen zu kodieren und über sehr persönliche Themen und Gefühlezu „erzählen“, jedoch in einem geschützten Raum, der durch die Undurchsichtigkeit der Sprache entsteht. Die konkreten Inhalte bleiben also sein Geheimnis. Er möchte den Zuhörer einladen, ihm ohne ein festes Narrativ zu folgen. Das Ergebnis ist ein sehr persönliches Werk, das emotionsstark und zugleich offen für Interpretationen ist.
„Ausgangspunkt für die Entwicklung einer neuen Sprache war meine Entdeckung des Internationalen Phonetischen Alphabets (IPA), einer Klassifizierung aller weltweit existierenden Sprachlaute. Ich evaluierte diese Laute nach ihrem musikalischen Klang und erarbeitete mir als nächstes eine eigene Silbensammlung. Diese Silben unterzog ich einer umfangreichen Prüfung, indem ich sie über Wochen hinweg sprach und sang. Dieses Album enthält rund 300 einzigartige Silben, aus denen ich dann nach klanglichen und assoziativen Kriterien neue Texte schrieb. Die Wörter, die ich gefunden habe, haben eher bildliche und poetische Eigenschaften, die nicht unbedingt einer konkreten Realität entsprechen. Sie führen in einen mystischen Raum und stellen eher Fragen, als Antworten zu geben“ – Hub Hildenbrand
Die Arbeit an dem Album erstreckte sich über zwei Jahre und zeigt Hub Hildenbrand zum ersten Mal auch als Komponist für großes Orchester. Die Gitarre – auf einfache Muster und Rhythmen reduziert – spinnt dabei den roten Faden, der sich durch das gesamte Werk zieht. Hildenbrand verfolgt damit einen reduktionistischen Ansatz, den er auf seinem vorhergehenden Album „Mater“ vorgestellt hat. So wurde auch dieses Mal die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche im Dorf Woddow in der Uckermark für die Aufnahmen ausgewählt. Auf diesem Grundgerüst entfalten sich mittels eines sehr umfangreichen Instrumentariums aus klassischem Orchester und zahlreichen weiteren Instrumenten aus anderen Kulturen (armenisches Duduk, kretische Lyra, argentinisches Bandoneon, persische Perkussion) weite Klanglandschaften.
„Die Faszination, für Orchester zu schreiben, ist eng mit meinen frühesten musikalischen Erfahrungen verbunden. Meine Großmutter studierte klassisches Klavier und hatte ein absolutes Gehör, mein Großvater war Komponist und Dirigent. Er nahm mich oft zu Orchesterproben mit und brachte mir die klassische Musik näher. Er machte mich damals auch mit der Oper in der Arena von Verona bekannt. Musik hatte für meine Großeltern einen herausragenden Stellenwert und das hatte eine starke Wirkung auf mich. Mein Großvater hatte ein immenses Verständnis von Musiktheorie und -struktur, was mich später auch motivierte, die technische Seite der Musik zu verstehen.“ – Hub Hildenbrand
Hub Hildenbrand erschließt seiner Musik auf „Athem“ einen umfangreichen Klangapparat von großer Emotionalität. Lieder in einer völlig neuen Sprache, für die keine Übersetzungen nötig sind. Es geht um authentischen, unmittelbaren Ausdruck. Dem Hörer eröffnet sich weites Land. Er ist eingeladen, seine eigenen Fußabdrücke in den Boden zu schreiben, Pfaden zu folgen, die für ihn selbst bedeutsam sind.
Tracks
1 Anu
2 Leyla
3 Dula
4 Ach
5 Mare
6 Lun
7 Dval
8 See
9 Ru
10 Sonn
11 Lich
12 Dare
13 Ade
14 Scherzo
Hub Hildenbrand „Athem“
Blackbird Music