Jasper Blom Quartet with Bert Joris and Nils Wogram "Polyphony – Live at the Bimhuis“

polyEin glänzendes Doppelalbum, aus dem hervorgeht, warum Jasper Blom einer der prominentesten, zukunftsweisenden Saxophonisten/Komponisten der Niederlande ist, Polyphony dokumentiert zwei ausverkaufte Live-Konzerte seines Quartetts im Amsterdamer BIMHUIS in Zusammenarbeit mit zwei besonderen Solokünstlern – dem Trompeter Bert Joris und Posaunist Nils Wogram.

Jasper Blom ist seit über zwanzig Jahren in verschiedenen Besetzungen mit dem Gitarristen Jesse van Ruller, dem Bassisten Frans van der Hoeven und dem Schlagzeuger Martijn Vink aufgetreten. Seit 2006 besteht diese Besetzung als Band und vier Studioalben wurden seither veröffentlicht.
Aber Jasper Blom ist kein Musiker, der stillstehen kann: „Vor einigen Jahren begann ich mit der Idee zu experimentieren mit Gastsolisten zu spielen, als ich den US-amerikanischen Saxophonisten Dick Oatts und den inzwischen verstorbenen italienischen Trompeter Marco Tamburini einlud. Das hat mich dazu veranlasst, struktureller über das Projekt nachzudenken.“ Seine Kreativität konzentriert sich auf die Faszination für mittelalterliche Polyphonie. „Es ist ein intuitiver Prozess“, enthüllt er, „oft beginnend mit einem Bruchstück von beispielsweise einem 500 Jahre alten Manuskript, vielleicht nur ein paar Takten, und dann forme ich es, indem ich Elemente hinzufüge oder entferne.“
Das erste Set zeigt den langjährigen Freund des Quartetts, Bert Joris. Nils Wogram, im zweiten Set, ist seit Jahren als besonders origineller Spieler, Komponist und Improvisator auf Bloms Radar: „Ich bin ein Fan und sein freier Ansatz passt gut zu meiner Musik.“ Der Saxophonist schwärmt von dieser zusätzlichen Stimme, für die er mehr polyphon schreiben kann, während der Raum für die Improvisation erhalten bleibt. „Die meisten meiner Experimente beginnen mit der Frage ‚Was wäre, wenn…?’. Die Band interpretierte meine Ideen neu – eine aufregende Art und Weise, über den Bereich meiner ursprünglichen Vorstellung hinauszukommen.“ Und dieses Phrenologiemodell auf dem Albumcover? Sie gehört einem neurowissenschaftlichen Freund und zeigt Begriffe wie „Idealität“, „Konstruktivität“ und „Selbstkritik“ an. Blom sieht es als Metapher oder als „Landkarte“ für die Musiker, mit all den Stationen, denen sie begegnen können.
Über 100 Minuten lang bieten diese 16 Stücke ein polychromatisches Gewand von Stilen und Einflüssen – von sanften Doppelhörnern und mitreißender Gitarre in „Walz für Magnus“ bis hin zum pop-mittelalterlichen „Virelai“ (nach Guillaume de Machaut). Die weiche Ballade „Fontayne“ und das perkussiv verspielte „Ciconia“ stammen aus den Werken des belgischen Komponisten Johannes Ciconia aus dem 14. Jahrhundert, während die fließenden Trompetensätze von Bert Joris mit Walking-Bass-Prahlereien in „Guidonean Hand“ (Verweis auf den mittelalterlichen Theoretiker Guido von Arezzo) ineinander greifen.
„Decidophobia“ stellt Nils Wograms köstlich blumige, knurrende Posaune vor. Mehr abstrakte Ausdrücke in „Running Gag“ und das technisch anspruchsvolle „Least of Your Worries“ laufen schnell und hart mit stacheligen, chromatischen Melodien und ausgelassener Improvisation. Das groovende „Macedonian Candidate“ präsentiert geschmeidige Soli von Wogram und Blom, und das größere räumliche Ambiente für das Quintett ist im verträumten „Nancy in the Sky“ und den ansprechenden Tönen von „Antidote“ zu spüren.
„Ich denke jetzt über meine Band als flexible Einheit nach, entweder als Quartett oder in alle möglichen Richtungen“, sagt Jasper Blom. „Es fühlt sich also natürlich an, eine fünfte Person dabei zu haben und mit verschiedenen Timbres zu arbeiten. Es ist großartig, die Gelegenheit zu haben, den Hörer in diese verschiedenen Welten von Polyphony mitzunehmen.“
Tracks
CD 1

1. Waltz For Magnus
2. Guidonean Hand
3. Virelai
4. Fontayne
5. The Lady And The Unicorn
6. Homme Arme
7. Beatus Vir
8. Ciconia
CD 2
1. Decidophobia
2. Running Gag
3. Nancy In The Sky
4. MacedonianCanditate
5. Least Of Your Worries
6. Monk Fish Cleopatra
7. Whirl
8. Antidote
Jasper Blom Quartet with Bert Joris and Nils Wogram „Polyphony – Live at the Bimhuis“
Whirlwind