In den Hepp-Büchern verarbeitet Frank Köhnlein seine Erfahrungen und den Alltag als Kinder- und Jugendpsychiater. Hinzudichten muss er dabei nichts. „Im Gegenteil, die Realität in meinem Beruf ist manchmal tragischer, als ich meinen Lesern zumuten möchte“ (Frank Köhnlein). Und trotzdem schafft es Köhnlein mit lakonischem Witz und einer außergewöhnlichen, literarisch konstruierten Mündlichkeit seine vom Schicksal herausgeforderten Figuren mit Humor und Leichtigkeit zu beschreiben. Köhnlein weiß nämlich: „Die Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien ist nie ganz einfach, aber mit spröder Sachlichkeit hat man von vornherein verloren, wenn man jugendliche Patienten erreichen will.“

Wie bereits in den ersten beiden Büchern werden auch in Hepps neuestem Fall „Krankmachen“ seine jungen Patienten zu Opfern dunkler Geheimnisse derjenigen, die sie eigentlich beschützen sollten. Was ist mit seinem 8-jährigen Patienten David los? Ist er wirklich so krank wie seine Mutter alle glauben lässt, wenn sie drei Ordner über seine Krankengeschichte von Arzt zu Arzt trägt? Was ist dran an dem Verdacht seines Kollegen, dass es sich hier um das seltene Münchhausen-by-Proxy-Syndrom handeln könnte? Und wieso verhält sich Hanna, die Kinderärztin und Hepps ehemalige Kommilitonin, plötzlich so seltsam? Das sind nicht die einzigen Ungereimtheiten, mit denen sich Dr. Hepp in seinem dritten Fall konfrontiert sieht.

Frank Köhnlein verdichtet in seinem dritten Roman seine Erfahrungen als Kinderpsychiater im Kinderschutz. Dabei oszilliert die Geschichte von David und seiner Familie zwischen intelligenter Komik und abgründiger Tragik. Mehr noch: Sie geht weit über eine Erzählung hinaus. Köhnlein gelingt es, aus einem Roman ein Sachbuch, einen Ratgeber, vielleicht sogar ein Fachbuch zu machen.

Seine Romanfiguren jedenfalls könnten realistischer nicht sein: In vielen Familien ist nichts wie es scheint.

Autor
Dr. med. Frank Köhnlein
, geboren 1967 in Stuttgart, ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, seit 2018 mit eigener Praxis. Nach dem Medizinstudium in Tübingen war er mehrere Jahre in der Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie am Bodensee und in der Schweiz tätig. Seit 2002 lebt er mit seiner Familie in Basel. Dort war er 16 Jahre lang Oberarzt an der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kinderschutz, Selbstverletzungsverhalten, Humor in der Psychotherapie sowie die Provokative Therapie nach Frank Farrelly. Neben seiner Tätigkeit in eigener Praxis arbeitet Köhnlein als Hochschuldozent, Supervisor und Fachberater bei Behörden und unterstützt Präventionsprojekte für psychische Gesundheit. Er hält Vorträge und veröffentlicht Fachbeiträge zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Köhnleins Romane „Vollopfer“ (2013) und „Kreisverkehr“ (2015), die seine Arbeit als Kinder- und Jugendpsychiater widerspiegeln, erzielten in der Schweiz beachtliche Verkaufszahlen und fanden eine breite mediale Aufmerksamkeit. 2022 sind die beiden Titel in einer überarbeiteten und ergänzten Neuauflage gemeinsam mit dem neuesten Roman „Krankmachen“ im Starks-Sture Verlag in Deutschland erschienen. In einem Interview mit der ZEIT erklärt Köhnlein: „Erfunden ist nichts, was ich schreibe. Schon gar nicht übertrieben. Man kann gar nicht so krude Dinge erfinden, wie die, die sich in der Wirklichkeit ereignen.“

Krankmachen
Autor: Dr. med. Frank Köhnlein
264 Seiten, Broschur
Starks-Sture Verlag
Euro 15,00 (D)
Euro 15,80 (A)
sFr 19,00 (VP)
ISBN 978-3-939586-35-7