Das unbekannte Schicksal deutscher und alliierter Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. Der lange Schatten der Lager: Wie die Erfahrung der Kriegsgefangenschaft deutsche Familien bis heute prägt. Mit vielen Überblicksdarstellungen, Porträts und Berichten von Zeitzeugen.

Im vorliegenden Buch leuchten SPIEGEL-Autorinnen und -Redakteure sowie Wissenschaftlerinnen und Forscher die ganze Geschichte der Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg aus, auf dem heutigen Stand der Forschung. Dabei steht die deutsche Geschichte im Mittelpunkt, doch auch auf Österreich richten einige Texte den Scheinwerfer. Neben den Schicksalen deutscher Soldaten in sowjetischer Gefangenschaft wird auch die Behandlung der Gefangenen durch Briten und Amerikaner diskutiert.

Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf dem Umgang mit jenen Soldaten und Soldatinnen, die in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, ein bislang wenig beachtetes Kapitel der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Mit Angehörigen der Roten Armee gingen die Deutschen aus ideologischen und rassistischen Gründen besonders grausam um: Man sperrte sie in eines der rund 1000 Lager in den besetzten Zonen und auf Reichsgebiet, zwang sie unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit, verweigerte ihnen medizinische Behandlungen, ließ sie gezielt verhungern.

Durch Quellen und Zeitzeugenberichte wie Feldpostbriefe, Erinnerungen von Angehörigen oder Interviews mit Forscherinnen sowie durch die Beschäftigung mit den Schicksalen weniger bekannter Gefangenengruppen – Soldatinnen, Wissenschaftlern oder jüdischen Emigranten – zeigt das Buch die Vielstimmigkeit unterschiedlicher Erfahrungen von Kriegsgefangenschaft. So kann der vorliegende Band vielleicht dazu beitragen, lückenhafte Familiengeschichten zu füllen oder bisher Unverständliches in überlieferten Erzählungen zu erklären.

Hrsg.:
Felix Bohr
, geboren 1982 in Trier, studierte Geschichte und katholische Theologie in Berlin und Rom und promovierte in Göttingen über die bundesdeutsche »Kriegsverbrecherlobby«. Beim SPIEGEL war er ab 2018 Redakteur im Ressort Deutschland/Panorama und politischer Korrespondent in Baden-Württemberg mit den Themenschwerpunkten Landespolitik und Kirchen. Seit Oktober 2021 ist er Redakteur im Geschichts-Ressort des SPIEGEL.

Eva-Maria Schnurr, geboren 1974, ist seit 2013 Redakteurin beim SPIEGEL und verantwortet seit 2017 die Heftreihe SPIEGEL Geschichte. Zuvor arbeitete die promovierte Historikerin als freie Journalistin, unter anderem für Zeit und Stern. Sie ist Herausgeberin zahlreicher SPIEGEL-Bücher. Zuletzt erschienen »Die Welt des Adels«, »Deutschland in den Goldenen Zwanzigern«, »Das Geheimnis des Erfolgs« (alle 2021) und »Deutschland, deine Kolonien« (2022).

Kriegsgefangene

Hrsg.: Felix Bohr, Eva-Maria Schnurr
240 Seiten, mit Abb., gebunden
DVA
Euro 22,00 (D)
Euro 22,70 (A)
sFr 30,50 (UVP)
ISBN 978-3-421-07012-8