Mimi Schell "Heliodor"
Heliodor, griechisch für “Geschenk der Sonne”, ein zitronenfarbener Edelstein
Mimi Schells Musik klingt nach einer Fahrt im Cabrio, bei der die Abendsonne die Haut streichelt bevor die aufziehende Nacht kribbelnde Gänsehaut beschert. Sie lässt einen an Glühwürmchen, Minzbonbons und donnernde Sommergewitter denken. Das Album hört man zum verliebt sein, vor dem Ausgehen, bei einem Road Trip, von dem man möchte, dass er niemals endet. Jeder Song elektrisiert wie ein Bad im Mondsee, kitzelt das Herz wie die Aufregung vor dem ersten Date, macht Sehnsucht wie der letzte Kuss vor der Haustür. Mimis mitreißende, kraftvolle Stimme schafft leichtfüßig den Sprung zwischen herausfordernder Präsenz und weicher, verspielter Sinnlichkeit.
Doch bei all der Leichtigkeit und Power ist Mimi auch eine tiefsinnige Begleiterin, bereit einem furchtlos in allen Kämpfen des Alltags zur Seite zu stehen. Auf „Heliodor“ gibt die Künstlerin Preis, was sie im Innersten antreibt: “Für mich ist Liebe nicht nur ein Gefühl, sondern vor allem eine Entscheidung. Ich möchte den Menschen sagen, dass ihre Liebe gebraucht wird. Jeden Tag, in allem, was wir tun, auch und besonders dann, wenn es kritisch und schmerzhaft wird. Die Selbstliebe, an der die meisten zu knabbern haben, ist genauso wichtig wie die Liebe, die wir mutig mit der Welt teilen.” Jeder Song auf HELIODOR nähert sich dem Thema auf unterschiedliche Art und Weise. Es geht um die verschiedenen Stadien der romantischen Liebe, den Glauben an eine friedvollere Welt, den unendlich schmerzhaften Verlust eines geliebten Menschen. All diese thematischen Facetten deckt auch Mimis Stimme spielerisch ab. Je nach Gefühl klingt sie herausfordernd kraftvoll oder zart und nahbar, beinahe verletzlich.
Insgesamt vier Jahre lang hat Mimi Schell an diesem Edelstein von einem Album gearbeitet. In ihrer Heimatstadt Hamburg begegnete die Sängerin 2013 Ken Stringfellow, der unter anderem als Multi- Instrumentalist bei R.E.M. und Frontmann der Posies und Marky Ramone’s Blitzkrieg bekannt ist. Mimi war ihm als erfahrene Vokalistin für seine Solo-Tour empfohlen worden. Aus der Zusammenarbeit der beiden Künstler ergab sich eine enge Freundschaft. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Auftritt sagte Ken schließlich zu Mimi: “Wann fragst du mich denn endlich, ob ich dein neues Album produziere?” Was folgte, war die gemeinsame Arbeit an einem ekstatischen Album, für das Mimi alle zwei Monate von Hamburg in Kens Wahlheimat Paris, nach Tours (FR) und diverse Enden der Bundesrepublik reiste. Doch auch im Hamburger Bluhouse Studio von Anne De Wolff und Ulrich Rode (der auch als Co- Songschreiber an einigen Songs beteiligt ist), entstand ein großer Teil der Aufnahmen, als Ken und Mimi dort für ein paar Tage einziehen durften. Weitere Aufnahmen entstanden in Rotterdam (NL) und Medford (MA, USA), wo Drum- Legende Dave Mattacks (Fairport Convention, xtc, Nick Drake) Schlagzeug- Parts für das Album einspielte.
Entstanden ist eine musikalische Traumwelt, deren Energie nachwirkt, noch lange nachdem die letzte Note verklungen ist. Ken Stringfellow hat als Produzent eine eindrucksvolle Sound-Landschaft geschaffen, die Mimi mit ihrem vokalistischen Facettenreichtum zum Leben erweckt. Zusammen lassen die beiden Anklänge von Indie-Rock, Soul und Gospel, Electronica und Country miteinander verschmelzen, als hätte das schon immer so gehört.
Auf der Suche nach einem würdigen Medium für ihre Texte und Melodien, traf Mimi auf den Berliner Verlag Round Not Square. Der Verlag fertigt in Handarbeit Buchrollen an, die in den Händen des Betrachters Stück für Stück ihr kunstvoll bedrucktes Inneres offenbaren. Die passende Begleitung für das Album, in dem so viel Fantasie, Geschichte und passionierte Arbeit stecken. Sieben Monate lang haben Mimi und die Hamburger Illustratorin Julia Massow an den Bildwelten zu jedem einzelnen Song gearbeitet. Komplett ausgerollt ist das fertige Kunstwerk nun zehn Meter lang und damit das längste und wohl ungewöhnlichste Plattencover der Welt. Die Musik selbst kommt in Form eines persönlichen Download Codes zu jeder handnummerierten und signierten Rolle mit dazu. „Musik sollte man nicht nur hören, sondern auch spüren können“, findet Mimi, und beschreibt sich augenzwinkernd als eine Art Robin Hood für den Erhalt von Haptik und Optik im digitalen Zeitalter. All diese kunstvollen Details, die Liebe und Energie, die sie in Heliodor gesteckt hat, machen das Album tatsächlich zu einem kleinen Geschenk der Sonne.
Tracks
1 This Love Is A Monster
2 Drawn to Your Light
3 Passing The Monuments
4 Dive
5 Do It With Love
6 Why So Afraid
7 Shiny Boxes
8 Can You Feel It
9 God’s Reply
10 The Tower
Mimi Schell „Heliodor“
Mimi Schell Records