Novi "Modern-Day Goddess"
Die Mischung macht’s und die ist Mishell Ivon Walton und Basti Braun, alias NOVI, auf ihrem ersten Album „Modern-Day Goddess“ fabelhaft gelungen. Ein Sound der erfrischend vielfältig ist aber dennoch vertraut und inspirierend. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Funk, Pop, Soul und Elektro-Elementen, die an legendäre Künstler wie Jamiroquai, Prince oder Daft Punk erinnern.
Eigentlich ist Mishell Ivon schon von Haus aus ein echter Remix. Amerikanischer Vater, deutsche Mutter, internationale Schulen, jede Menge Umzüge und Studium in England. Das ergibt eine deutsch-englische Denkweise und ein charmantes Denglish. Aufgewachsen ist sie mit den Heimatländern ihrer Eltern und sieht diese im Vergleich objektiv. „Amerika ist so wie Barbie’s Traumhaus, alles Groß und übertrieben und die Leute haben diese lockere und positive Einstellung. Jedoch ist das politische Klima momentan schrecklich. Viele werden fallen, da kein Netz da ist um sie aufzufangen. Deutschland ist dagegen wie eine Puppenstube, stabil und viel ruhiger, was mir ein warmes Gefühl gibt. Allerdings ist die Politik momentan auch ein wenig am kippen und diese Angst vor Flüchtlingen geht irgendwie in die verkehrte Richtung.“ Diese zwei Welten, in denen sie sich mit spielerischer Leichtigkeit bewegt, herrschten in musikalischer Hinsicht auch Zuhause. Da kam alles Mögliche aus den Lautsprechern, von Soul und Funk, über Pop und Rock, bis hin zu Motown und sonntags liefen die aus Amerika geschickten Musikvideos im Hintergrund.
Dass das Mädchen mit den wilden Locken einen musikalischen Weg einschlagen würde, war jedoch erst mal noch nicht so klar. Zuerst begann es mit Blockflötenunterricht im Alter von vier um dann ein Jahr später auf Querflöte umzusteigen und das hat sie durchgehalten bis sie 18 war. Die Instrumentenauswahl hatte jedoch nichts mit ihrer Vorliebe dafür zu tun sondern man konnte ziemlich praktisch damit umzuziehen. Der Gesangsunterricht mit 13 war hingegen geheim, denn ihr Vater wollte erst mal bessere Mathe-Noten sehen. Aber wenn sich Mishell etwas in den Kopf gesetzt hat, dann arbeitet sie auch auf ihr Ziel hin und somit wurde ihre Mom solange bearbeitet, bis es zum Vorsingen und der anschließenden Aufnahme in der Schule kam. Doch ihr Vater erfuhr von den heimlichen Gesangsstunden seiner Tochter und kam zu einem Auftritt in der Musikschule. Was er da sah und von Mishell hörte hat ihn so begeistert, dass er entschied ein professionelles Demo aufzunehmen. Die Wahl fiel auf ein Studio in Bamberg, dessen Studiobetreiber, ebenfalls begeistert, das Band an den Manager von Irmgard Klarmann und Felix Weber weiterreichte. Die Begeisterung (und der Wunsch für eine Zusammenarbeit) ließ nicht lange auf sich warten und durch ihr Studium am Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA) hatte sie den nötigen Background um für die Produktionen, die in England und Japan veröffentlicht wurden, ein wichtiger Bestandteil zu werden.
Basti lernte sie während einer Aufnahme für einen Werbespot kennen und nach einigen Irrungen und Wirrungen ihrer bisherigen musikalischen Gefährten, entschieden sich die beiden im Duo zu arbeiten. Die Mischung passte, denn für Mishell ist Basti „Ein kreativer und beeindruckender Musiker“ während Basti in Mishell „einen gefühlvollen und künstlerisch knallharten Typ“ sieht. Interessante Mixtur, die ergänzend ist. Dafür musste allerdings auch der richtige Name gefunden werden, sich selbst erklärend und einfach. „Ich stand auf einer Brücke in Amsterdam und grübelte wie die Band heißen sollte. Und da es meine Musik ist, die meine verschiedenen Facetten wiederspiegelt und mich zu dem Menschen gemacht haben der ich bin, habe ich meinen zweiten Vornamen einfach rückwärts genommen. Back to me, passte einfach “ erinnert sich Mishell.
Mit „Modern-Day Goddess“ starten sie in eine Freiheit, die ihre (bisher von anderen) gesetzten Grenzen aufhebt. Ihre gemeinsame Vorliebe zum klassischen Soul hört man schnell und die Themen, die sie in ihren Texten aufnehmen, sind ein bunter Mix aus Erlebtem und aktuellen Begebenheiten. Dabei werden anfangs skurrile Überlegungen, wie die Tatsache, dass die Erinnerung eines Goldfisches nur 3 Sekunden beträgt, zu einer Kurzzeitgedächtnis-Analyse des Menschen („Goldfish Memorys“). Oder der Titelgebende Song „Modern-Day Goddess“ als Selbstwert-Aussage, der Mishells gegenwärtige Situation beschreibt. Mit „My friend“ liefern sie einen der berührendsten Songs des Albums, welcher ursprünglich als Abschiedsbrief gedacht war und als Vertonung unter die Haut geht.
Das ganze Album „Modern-Day Goddess“ handelt von Mishells Reise, ein Risiko einzugehen. „Meine Musik alleine zu machen, ohne den Einfluss anderer oder deren Visionen umzusetzen, während meine auf Eis liegen. Auf diesem Album geht es darum, in das schwarze Wasser einzutauchen und triumphierend aufzutauchen. Auch wenn viele erwartet haben oder sogar wollten, dass ich ertrinke. Der Sound und der Tonfall ist genau das was ich bin, und was aus mir geworden ist. Das Gute und das Schlechte, das Schöne und das Hässliche. Ich spreche es laut aus und lass alle los, die mich festgehalten haben.“
Tracks
1 Goldfish Memory
2 Real Love Stories
3 Amsterdam
4 Modern-Day Goddess
5 Spinning
6 Black Violet
7 Ones & Twos
8 Havoc
9 Red Balloons
10 Wednesday’s Child
11 Frames
12 Black Violet (Reprise)
Novi „Modern-Day Goddess“
Orange Soul Records