Roger Eno & Brian Eno – die Brüder veröffentlichen mit „Mixing Colours“ ihr erstes Duo-Album
„Mixing Colours“ entstand über viele Jahre, wobei beide Künstler ihre lange Erfahrung als Komponisten, Interpreten und Produzenten nutzten. Der kreative Prozess begann damit, dass Roger Eno einzelne Stücke auf einem MIDI-Keyboard spielte und aufnahm. Die digitalen MIDI-Dateien dieser Aufnahmen schickte er seinem älteren Bruder, der jedes Stück in eine eigene Klangwelt übersetzte, den Inhalt überarbeitete und manipulierte. Das Zusammenspiel der Brüder entfaltete sich, während sich das Projekt entwickelte.
Die frühesten Stücke von „Mixing Colours“ nahmen um 2005 Gestalt an, waren ursprünglich aber nicht als Teil einer größeren Sammlung gedacht. »Wir arbeiteten nicht auf ein Endresultat hin – es war wie das Hin und Her eines Gesprächs, das wir 15 Jahre lang führten«, sagt Roger. »Nach dem Aufwachen morgens ging ich sofort nach oben, schaltete meine Geräte ein und improvisierte, dann schickte ich Sachen an Brian, die ihn vielleicht interessieren könnten. Die Idee zu einem Album entstand, als die Anzahl der Stücke wuchs und die Ergebnisse interessant blieben. Keiner von uns beiden hätte das allein erreichen können.«
„Mixing Colours“ schlägt Brücken zwischen der Vergangenheit und der Zukunft von Musik. Rogers Kompositionen lassen an die wehmütige Melodik des späten Schubert denken, während Brians Klangdesign seiner konzeptuellen Arbeit mit elektronischer Musik und seiner lebenslangen Begeisterung für das schöpferische Potenzial neuer Medien verpflichtet ist. Nach seiner Ansicht hat die Welt des Pop in den letzten 50 Jahren die enormen Möglichkeiten der elektronischen Musik weiterentwickelt, um einst unvorstellbare Klangfarben und instrumentale Timbres zu kreieren.
Brian sagt: »Bei den klassischen Instrumenten steht die Klarinette für eine kleine Klanginsel, die Bratsche für eine weitere und der Flügel für noch eine andere. Jedes Instrument repräsentiert eine begrenzte Menge klanglicher Möglichkeiten, eine einzige Insel im grenzenlosen Ozean aller möglichen Klänge, die man hervorbringen kann. Bei der Elektronik werden alle Räume zwischen diesen Inseln erforscht. Das Ergebnis sind neue Klänge, die vorher überhaupt nicht existierten. Es hat mir ungeheuren Spaß gemacht, diesen Ozean anhand von Rogers unvergleichlichen Kompositionen zu erforschen.«
Mit nur einer Ausnahme haben alle Tracks der Aufnahme auf Farben bezogene Titel –“Burnt Umber“ (Gebrannte Umbra), „Obsidian“ oder „Verdigris“ (Grünspan) beispielsweise – so wie auch manches abstrakte Gemälde. In ihrer Gesamtheit sind sie eine tiefe Meditation über wechselnde Klangschattierungen und kontrastierende Timbres. Der letzte Track, »Slow Movement: Sand«, reduziert die Musik auf das Allernotwendigste an Klangfarbe, Timbre und Puls.
„Mixing Colours“, sagt Roger, gehe auf gemeinsame künstlerische, musikalische und literarische Interessen zurück und sei so zu einem Werk echter Zusammenarbeit zwischen den Brüdern geworden. »Hört man dieses Album oft – besonders im Hinblick auf die fantastischen Welten, die Brian geschaffen hat –, erschließt sich einem eine gewaltige Landschaft. Man kann eintreten und verweilen.«