Sodom und Berlin
Berlin, 1918 ff. Lebenskünstler, Tagediebe, Kriegsheimkehrer, Vergnügungssüchtige, Schieber und andere Halbweltexistenzen drängen sich in der deutschen Nachkriegsmetropole. Das liebe Leben, das so schnell an sein Ende kommen kann, will schließlich gelebt werden.
Immer mit dabei: Dr. Odemar Müller, der Wandelbare: „naiver Student, mittelalterlicher Mystiker, überzeugter Krieger, wilder Revolutionär, Inflationsgewinnler, Romantiker auf der Suche nach der blauen Blume, Stammgast in Spielhöllen und Betrüger“, einer von Abertausenden zugezogener Provinzteutonen, erst Salonbolschewist, dann Spekulant, prinzipienlos aus Prinzip, Hauptsache, der Weltgeist schreitet voran …
Mit großer Lust an der satirischen Überzeichnung gelang dem deutsch-französischen Grenzgänger Yvan Goll mit seinem Berlin-Roman eine groteske Zeit- und Stadtbesichtigung, ein unterhaltsames Panorama deutscher Absurditäten und Phantasmagorien. Die politischen und weltanschaulichen Strömungen und das Lebensgefühl der zwanziger Jahre werden darin wie durch ein Brennglas betrachtet. Der Roman liest sich bisweilen wie die literarische Fortschreibung eines Gemäldes von Georges Grosz oder Otto Dix.
Autor
Yvan Goll wurde 1891 im französischen Landesteil von Lothringen geboren und wuchs zweisprachig auf. In Straßburg und Freiburg studierte er Jura und wurde 1912 in München zum Doktor der Philosophie promoviert. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs floh der überzeugte Pazifist in die schweiz, wo er seine spätere Frau Claire kennenlernte. Nach Kriegsende heiratete das Paar in Paris. Dort verkehrte Yvan Goll im Kreis der französischen Surrealisten und gehörte bald zur ersten Garde der europäischen Moderne, ehe er nach New York emigrieren mußte. Der Weltbürger – laut Selbstauskunft mit „französischem Herzen, deutschen Geist, jüdischem Blut und amerikanischem Pass“ – starb mit 58 Jahren an Leukämie.
Sodom und Berlin
Autor: Yvan Goll
192 Seiten, gebunden
Manesse
Euro 20,00 (D)
Euro 20,60 (A)
sFr 28,90 (UVP)
ISBN 978-3-7175-2526-4