Als sich das Eintreffen ihrer Geliebten am Sund immer weiter verzögert, beschließt die Erzählerin, die Recherchearbeit um die NS-Vergangenheit ihres Urgroßvaters ruhen zu lassen und zur nahegelegenen Insel Lykke aufzubrechen. Auf der Überfahrt dorthin lernt sie die Neue kennen.

Beide sind als Fremde auf der Insel nicht gern gesehen und werden, widerstrebend zunächst, zu Komplizinnen. Denn irgendetwas stimmt nicht in diesem vermeintlichen Idyll aus Amaranthfeldern und selbst geschleudertem Honig. Die Menschen sind verschlossen, bestimmte Fragen dürfen nicht gestellt werden, und Besuch sollte besser bald wieder verschwinden. Doch die Erzählerin bleibt und findet heraus, dass dieser Ort einst Schauplatz von Zwangssterilisationen war. Während sich zunehmend Parallelen zu ihrer eigenen Familiengeschichte auftun und über der Insel der Dunst aufzieht, wird klar, dass sie auch hier nicht bleiben kann.

Wie fragil ist unsere Gegenwart, wenn sie von einer Vergangenheit bestimmt wird, die nicht bemerkt werden soll? „Sund“ ist der entschlossene Versuch einer Geisteraustreibung, der vor fantastischen Bildern sprüht und ebenso frei und unangepasst voranschreitet wie seine Erzählerin selbst.

Autorin
Laura Lichtblau
, 1985 in München geboren, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Lyrik und kürzere Prosa wurden in zahlreichen Magazinen und Anthologien veröffentlicht. Ihr erster Roman „Schwarzpulver“ erschien 2020 bei C.H.Beck.

Sund
Autorin: Laura Lichtblau
130 Seiten, gebunden
C.H. Beck
Euro 22,00 (D)
ISBN 978-3-406-81377-1