Unterm Staub der Zeit
Es ist der letzte Sonnabend im August 1958. Daniel macht sich, bepackt mit einem kleinen Koffer und seiner Schultasche, gemeinsam mit seinem Vater auf den Weg nach West-Berlin. Die S-Bahn bringt sie nach Grunewald – dorthin, wo der 14-Jährige die nächsten Jahre seiner Jugend verbringen wird. Sein neues Zuhause: ein evangelisches Internatsgymnasium. Hier darf er – im Gegensatz zu seiner ostdeutschen Heimat – Abitur machen. Als DDR-Schüler im Westen der Stadt.
In der neuen Umgebung ist Daniel nicht allein. Sein Bruder ist bereits Internatsschüler und seine Klassenkameraden und Zimmergenossen nehmen ihn schnell in ihren Kreis auf. Schließlich haben sie von vornherein etwas gemein: Sie alle stammen aus der DDR. Zusammen erkunden sie die Stadt und tauchen ein in ein völlig neues Leben. Was die jungen Menschen nicht wissen: Der Tag, an dem die Mauer gebaut und Deutschland endgültig geteilt wird, rückt immer näher …
Als Daniel die erste Nacht in West-Berlin verbringt, liegt der Mauerbau noch drei Jahre in der Zukunft. Und doch ist Deutschland seit Jahren klar in West und Ost aufgeteilt. Als Pfarrsohn aus der DDR darf Daniel nur dank einer Sonderregelung durch den Viermächte-Status der Alliierten in Berlin das Internatsgymnasium im westlichen Teil der Stadt besuchen. Nur so bekommt er die Chance, sein Abitur zu machen – und eine neue Welt zu entdecken.
Schnell werden die Zimmergenossen zu Freunden, mit denen Daniel als Zeitungsverkäufer abends in den Kneipen ein paar Pfennige dazu verdient. Mit dem Taschengeld finanzieren sie sich ein Konzert von Bill Haley im Sportpalast und erleben den Erweckungsprediger Billy Graham live im Tiergarten. Und dann wäre da noch Daniels Lieblingsbeschäftigung, der er nur dann nachgeht, wenn er seine Ruhe hat: das Schreiben von Gedichten, Erzählungen und Theaterstücken.
Als am 13. August 1961 der Mauerbau beginnt, steht Daniel vor einer Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Bleibt er im Westen oder geht er zurück in die DDR? In seinem neuen Roman »Unterm Staub der Zeit« beweist Christoph Hein erneut sein Können, Zeitgeschichte feinfühlig und nachvollziehbar zu erzählen. Der Roman wird in voller Länge von Patrick Güldenberg gelesen, der als Schauspieler bereits Engagements in Hamburg, Berlin und Zürich hatte.
Autor
Christoph Hein, geboren 1944, arbeitete als Dramaturg und Autor für die Volksbühne in Ost-Berlin. Er hat zahlreiche Romane, Novellen, Erzählungen, Theaterstücke und Essays veröffentlicht und wurde u.a. mit dem Uwe-Johnson-Preis und zuletzt mit dem Grimmelshausen-Literaturpreis ausgezeichnet.
Unterm Staub der Zeit
Autor: Christoph Hein
220 Seiten, gebunden
Suhrkamp
Euro 24,00 (D)
Euro 24,70 (A)
ISBN 978-3-518-43112-2