Wolfszeit
Deutschland und die Deutschen 1945 – 1955.
Zahllose Versprengte ziehen durchs Land, Kinder haben keine Väter mehr, die alte Ordnung liegt in Trümmern – und zugleich führen durch die geisterhaft entvölkerten Straßen wieder Rosenmontagszüge, Jazz erklingt aus Ruinen, Intellektuelle stoßen Debatten an.
Harald Jähners legt die erste große Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit vor, in deren Mittelpunkt die Deutschen in ihrer ganzen Vielfalt stehen: etwa die zurückkehrten „Umerzieher“ Alfred Döblin und Rudolf Herrnstadt, die in ihren jeweiligen Besatzungszonen das Vertrauen ihrer Landsleute zu gewinnen suchten, oder Beate Uhse, die mit ihrem „Versandgeschäft für Ehehygiene“ alle Vorstellungen von Sittlichkeit in Frage stellte; aber auch die namenlosen Schwarzmarkthändler, in den Taschen die mystisch aufgeladenen Lucky Strikes, oder die stilsicheren Hausfrauen am nicht weniger symbolhaften Nierentisch der anbrechenden Fünfziger, Baustein einer freieren Welt, die man sich bald würde leisten können.
Aus diesen Schicksalen und Lebensentwürfen, erzählt vor dem großen politischen Hintergrund, entsteht ein gesellschaftliches Panorama, das den Wandel der Alltagswelt erfahrbar macht. Ein Jahrzehnt, rau, Wild und zwischen den Epochen schwebend, das Harald Jähner als das zeigt, was es war: entscheidend für die Deutschen und in vielem ganz anders, als wir oft glauben.
Das gesellschaftliche Panorama eines Jahrzehnts, das entscheidend war für die Deutschen und in vielem ganz anders, als wir oft glauben.
Autor
Harald Jähner, Jahrgang 1953, war bis 2015 Feuilletonchef der «Berliner Zeitung», der er seit 1997 angehörte. Zuvor war er freier Mitarbeiter im Literaturressort der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Seit 2011 ist er Honorarprofessor für Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin.
Wolfszeit
Autor: Harald Jähner
480 Seiten, gebunden
rowohlt Berlin
Euro 26,00 (D)
Euro 26,80 (A)
ISBN 978-3-7371-0013-7