Ben Barritt "Everybody's Welcome"

benWer sich als Singer/Songwriter von temporären Moden fern hält und konsequent die eigene Linie verfolgt, kann individuelle Akzente setzen und langfristig eigenes Profil entwickeln. Ben Barritt liebt zeitlose und facettenreiche Songs, die über die üblichen Pop-Horizonte hinausschauen. Der variable Sänger, Gitarrist und Songschreiber, 1984 in London geboren und seit Jahren in der dortigen Szene fest verankert, hat mit Persönlichkeiten wie Bobby McFerrin und Kenny Wheeler gearbeitet, auf der Bühne der ehrwürdigen Royal Albert Hall geglänzt, für Bands wie Holler My Dear als Produzent gearbeitet und Tourneen durch Europa und Asien unternommen. Nach seinem bislang letzten, 2016 erschienenen Album spielte er allein in Deutschland über 100 Konzerte.
Auf seinem neuen Werk Everybody’s Welcome steckt Ben Barritt nun musikalisch, atmosphärisch und soundästhetisch weite Spannungsfelder ab. Inspirieren lässt er sich dabei von britischen Folk- und Folkrock-Ikonen wie Nick Drake und John Martyn, von Stevie Wonders avanciertem Gospel-Funk, den klugen Ideen der Pop-Denker Steely Dan und Joni Mitchells wegweisenden Kooperationen mit sensiblen Jazz-Stars.
Barritts Kompositionen locken mit eingängigen, unaufdringlich schönen Melodien und unerwarteten Harmoniewechseln. Ausgefeilte und dynamische Arrangements belohnen mehrfaches Hören mit immer neuen Entdeckungen. Sie vereinen den warmen, intimen Klang der akustischen Gitarre, subtile Vignetten der E-Gitarre, Klavier, Rhodes-Piano und analogen Moog-Synthesizer, funky Riffs und offensiv groovende Basslinien. Aufleuchtende Bläsersätze, kleine Soli von Trompete oder Saxophon und eine zeitgemäße Produktion mit brillantem Sound runden Everybody’s Welcome ab. Der Farbenreichtum der bis zu sieben Musikerinnen und Musiker, die Substanz der Songs sowie Barritts nachdenkliche Texte wirken im besten Sinne „sophisticated“, weit entfernt von der bisweilen zynischen Haltung des aktuellen Streamade-Pop.
2010 kam Ben Barritt als Musiker in der Band von Jim Kroft erstmals nach Berlin. Schnell fand er Gefallen an der Stadt und ihrem Lebensstil und verlegte 2013 seinen Hauptwohnsitz hier her. Auch in London gebe es Leute mit offenem Bewusstsein, sagt Barritt, doch sei die Metropole generell zu fest in der Hand des Geldes. Das Künstlerdasein in London zwinge zu Kompromissen, besonders wenn man als Session- und Studiomusiker arbeite, um die Kosten zu decken. Verglichen damit empfindet Barritt Berlin als Paradies. „Das Leben hier hat mir ein Gefühl der Freiheit gegeben“, stellt er fest. „Ich empfinde mich heute als aufgeschlossener und weniger zornig. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Künstler in Deutschland auch dann respektiert werden, wenn sie sich kommerziell nicht auf höchstem Niveau bewegen.“ Manche Songs auf Everybody’s Welcome reflektieren den Ortswechsel, gleichwohl ist er nicht das bestimmende Thema des Albums. „Man lernt viel über sich selbst und die eigene Kultur, wenn man auswärts lebt“, sagt Barritt, „womöglich hatte das einen Effekt auf meine Musik. Grundsätzlich ist es so, dass ich nun die Möglichkeit hatte, das Album genau so zu gestalten, wie ich es wollte.“
Tracks
1 Lamplighter
2 Giant steps
3 Along the river
4 Taste of freedom
5 Westbound
6 Keep it coming
7 Dark eye
8 Sing to me
9 Everybody’s welcome
Ben Barritt „Everybody’s Welcome“
Musszo Records