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Der Mann, der die Welt ordnete

Auf halber Strecke zwischen Soldatenwitwenhaus und Schulgebäude entdeckte Carl von Linné am frühen Morgen eine Blume, die seine ganzen Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Sie wuchs mit gekrausten roten Blütenblättern auf einem Schutthaufen am Wegesrand. Carl hatte ein solches Exemplar nie zuvor gesehen. Er vergaß den Hunger, die Schule und alles andere und grub das Wurzelwerk aus Gestein und Erde, klopfte die Erdkrumen ab und legte das Gewächs in seine Tasche zu den Schulsachen. Die schöne Blume sollte den Grundstock für seine Sammlung mit seltenen Pflanzen bilden. Dann stieg er tiefer hinein ins Gestrüpp und kam in den Wald.

Der Boden war von sich ringelnden und windenden Trieben mit zipfeligen Blättern bedeckt. Carl löste einen Trieb, wanderte weiter, bückte sich immer wieder nach Pflanzen, bis er vor einem sumpfigen Tümpel stand. Es summte und krabbelte, blühte und duftete: Schmetterlinge und Libellen tummelten sich auf Kräutern und Blumen, in den Bäumen trällerten Vögel, Frösche quakten, und Wasserläufer hüpften über die Oberfläche des Tümpels. Direkt vor Carls Nase stieg auf einem Blatt ein schwarzer Käfer auf einen anderen Käfer. Es sah so aus, als machten sie das, was Carls Eltern manchmal im Bett taten.

Gefangen vom Anblick kopulierender Käfer, von Gedufte und Gesummse bemerkte Carl nicht, wie seine Füße im Boden einsanken, und als er es merkte, steckte er schon bis zu den Knien im Morast.

Von Leidenschaft, Ehrgeiz und Besessenheit getrieben, ringen zwei Forscher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts um Anerkennung. Carl von Linné will Gottes Schöpfung, die Flora und Fauna, nach einem von ihm entwickelten System ordnen und zum berühmtesten Botaniker aller Zeiten werden. Zunächst wird der Schwede verkannt, publiziert aber schließlich bahnbrechende Schriften und unternimmt abenteuerliche Forschungsreisen.

Erbittert bekämpft wird er dabei von dem deutschen Arzt Johann Georg Siegesbeck. Der Wissenschaftler hat sich einen bescheidenen Namen gemacht und verfasst selbst botanische Schriften. Schriften, die hinfällig werden, sollte sich Linnés Sexualsystem zur Pflanzenbestimmung durchsetzen – in Siegesbecks Augen nichts als Ketzerei …

Autor
Axel S. Meyer
, 1968 in Braunschweig geboren, studierte Germanistik und Geschichte. Heute lebt er in Rostock, wo er als Reporter und Redakteur der «Ostsee-Zeitung» tätig ist. Den deutschen Lesern ist er bereits durch seine erfolgreiche Roman-Reihe um den Wikinger Hakon bekannt.

Der Mann, der die Welt ordnete

Autor: Axel S. Meyer
416 Seiten, gebunden
Kindler Verlag
Euro 22,00 (D)
Euro 22,70 (A)
ISBN 978-3-463-00011-4