Die Spiele des Jahrhunderts

27 Jahre nach Kriegsende blickt die Welt endlich wieder freundlich nach Deutschland. München ist Gastgeber der Olympischen Spiele 1972. Die Westdeutschen wollen zeigen, wie geläutert und demokratisch, wie offen, bunt und fröhlich sie sind. 1972 soll ganz anders werden als die Hitler-Spiele 1936, frei von Pathos und Militarismus. Dafür stehen auch die atemraubende Stadionarchitektur und das farbenfrohe Design. Und wirklich: Die Jugend der Welt verliebt sich in das leuchtende München und seine »heiteren Spiele«. Doch die Spiele sind ein Fest am Abgrund.

Der Kalte Krieg macht aus dem Wettbewerb von Athleten einen Wettkampf der Systeme: USA gegen Sowjetunion, Bundesrepublik gegen DDR. Dann ertränkt der Anschlag palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft Olympia im Blut. Der Traum von den »heiteren Spielen« entpuppt sich als naiv. Das Sicherheitskonzept ist fahrlässig, zahlreiche Warnungen wurden ignoriert. Polizei und Behörden versagen auf ganzer Linie. Zwölf Menschen sterben, die Verantwortlichen werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Deutschland will so schnell wie möglich zur Tagesordnung übergehen.

Der internationale Terrorismus ist von nun an schrecklicher Alltag. 1972 öffnen sich bei Olympia überall Fenster in die Zukunft: Beim Marathonlauf rollt ein Elektroauto über die Straßen, die Journalisten erhalten ihre Informationen aus einem Supercomputer. Die Spiele werden zum großen Geschäft, Doping wächst zur Geißel des Sports heran. Das Fernsehen wird farbig, Livebilder erreichen die entlegensten Winkel des Erdballs, die Welt rückt zusammen. In der Bundesrepublik riecht es nach Aufbruch und Abenteuer. Mitten in den politischen Schlachten um seine Ostpolitik stellt sich Bundeskanzler Willy Brandt zur Wiederwahl.

Die jahrelangen Recherchen der preisgekrönten Journalisten Roman Deininger und Uwe Ritzer verflechten die kleinen Begebenheiten mit den großen Ereignissen der Zeit. Anschaulich, verblüffend und dramatisch erzählen Deininger und Ritzer die Geschichte der Spiele von München — und nebenbei auch fast ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte und Weltgeschichte.

Autoren
Dr. Roman Deininger
, Jahrgang 1978, ist politischer Reporter bei der ›Süddeutschen Zeitung‹. Er hat eine vielbeachtete Geschichte der CSU vorgelegt und zusammen mit Uwe Ritzer eine Biographie Markus Söders.

Uwe Ritzer, Jahrgang 1965, hat sich mit investigativen Recherchen für die ›Süddeutsche Zeitung‹ einen Namen gemacht. Für seine Arbeit wurde er mit dem Wächterpreis, dem Henri-Nannen-Preis und dem Helmut Schmidt Journalistenpreis ausgezeichnet.

Die Spiele des Jahrhunderts
Autoren: Roman Deininger, Uwe Ritzer
528 Seiten, gebunden
dtv
Euro 25,00 (D)
Euro 25,70 (A)
ISBN 978-3-423-28303-8