Die Volksgemeinschaft in der Region

Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus.

Dieses aufwändig gestaltete Überblickswerk präsentiert die Geschichte des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein gut verständlich für ein breites Publikum. Der Band ist zugleich als Handbuch, Lehrbuch und Lesebuch angelegt und berücksichtigt den aktuellen Forschungsstand. Die Darstellung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein – einschließlich seiner Vor- und langen Nachgeschichte – wird in den überregionalen Rahmen eingebunden.

Im Mittelpunkt steht die regionale NS-Volksgemeinschaft, also die Darstellung und Analyse der zeitgenössischen schleswig-holsteinischen Gesellschaft und ihres Herrschaftsmodells. Auch die Geschichte der regionalen Erinnerungskultur seit 1945 bildet einen aktuellen Schwerpunkt. Damit legen Autorin und Autor nach 15 Jahren die völlige Neubearbeitung einer seit Jahren vergriffenen Publikation vor.

Fazit
Bevor ich mich mit dem Inhalt dieses umfangreichen Bandes beschäftige, möchte ich lobend hervorheben, dass die Verwirklichung des Projektes u.a. aus Mitteln der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein möglich wurde und dass, was besonders wichtig ist, den Schulen des Landes durch die Schleswig-Holsteinischen Sparkassen kostenfrei Klassensätze zur Verfügung gestellt werden. Ich hoffe, dass die Schulen des Landes umfangreich davon Gebrauch machen, denn wie die Entwicklungen nicht nur in unserem Lande, sondern beinahe weltweit zeigen, sind die antidemokratischen Kräfte auf dem Vormarsch und dem muß sich die Demokratie energisch entgegenstellen, u.a. auch mit Bildung. Wie Umfragen zeigen, wissen viele Schüler heutzutage nicht mehr, was in Deutschland zwischen 1933-1945 vorsich ging. Wie sich das System langsam in den Köpfen eines großen Teils der Bevölkerung breit machte, wie sich das Gift des Rassismus ausbreitete und wie die Brutalität und die Unmenschlichkeit der Ideologie immer „normaler“ wurde.
Um dies alles den Jugendlichen näher zu bringen, eignet sich der Band hervorragend. Er beleuchtet alle möglichen Facetten der Indoktrination, die Ausschaltung der demokratischen Kräfte von der Politik bis hin zur Kultur. Das Werk beginnt mit dem Kapitel „Der Weg zum neuen Staat: Aufstieg und Machtübernahme“. Danach erläutert es die Säulen und Strukturen der NS-Herrschaft und die Inklusion und Exklusion als Motor der Volksgemeinschaft, alles erklärt anhand von einzelnen Beispielen, auf der Opfer- wie auf der Täterseite. Die „Volksgemeinschaft im Krieg“ ist ein weiteres Kpitel gewidmet. Abschließend dann „Die Nachgeschichte: Neubeginn, Kontinuität und Nachwirkungen“. Anhand der hier aufgeführten Beispiele wird schnell klar, wie nachlässig die Justiz die Verbrechen der Nazi-Diktatur nach dem Ende des Regimes aufgearbeitet hat und wie schnell viele der braunen Würdenträger wieder in wichtige Stellungen gelangten. Dies aber beschränkte sich nicht auf das Bundesland Schleswig-Holstein. Aufarbeitung war sicherlich keine Stärke der frühen Bundesrepublik. „Die Volksgemeinschaft in der Region“ ist eine herausragende Publikation die hoffentlich im Schulalltag (und nicht nur dort) berücksichtig wird, sie hat es verdient. (B. Kielmann)

Die Volksgemeinschaft in der Region
Autoren: Uwe Danker, Astrid Schwabe
559 Seiten, zahlr. farb. Abb., gebunden
Format 21 x 27 cm
Husum Verlag
Euro 49,95 (D)
ISBN 978-3-96717-007-8