Die russische Gesellschaft hat einen alten Traum – den Traum von Freiheit. Sie träumt ihn immer völlig unabhängig von ihren jeweiligen Herrschern. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist heute freier als je zuvor, auch wenn es ungerecht im Land zugeht. Doch der Anschein, dass sich die Gesellschaft widerstandslos vom Staat beherrschen lässt, war und ist falsch. Warum, das erklärt dieser brillante Essay.

Wie so vieles in Russland ist auch der russische Traum widersprüchlich. Auf der einen Seite erwartet die Gesellschaft Unterstützung vom Staat im sozialen Bereich. Auf der anderen Seite fordern die Menschen, dass sie selbst über ihr Schicksal bestimmen können. Dazu bedarf es einer Freiheit, die oft rücksichtslos ist und vor der Freiheit des Anderen nicht haltmacht. Seit Peter dem Großen ist der Staat des größten Landes der Welt in Maßen bereit, diesem Willen des Stärkeren stattzugeben – sofern politische Mitbestimmung ausgeschlossen bleibt.

Wer Russland und die aktuellen Ereignisse um den Kremlkritiker Alexej Nawalny verstehen will, muss dieses Buch lesen.

Autor
Reinhard Krumm
, geb. 1962, Dr. phil., leitet das Regionalbüro für Zusammenarbeit und Frieden in Europa der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Sitz in Wien. Davor leitete er die FES-Büros in Zentralasien und in der Russischen Föderation, berichtete als dpa-Korrespondent aus Riga und als SPIEGEL-Korrespondent aus Moskau. Er ist Lehrbeauftragter für osteuropäische Geschichte an der Universität Regensburg.

Russlands Traum
Autor: Reinhard Krumm
136 Seiten, Broschur
J.H.W. Dietz Nachf.
Euro 16,90 (D)
ISBN 978-3-8012-0423-5