Teresa Bergman „33, Single & Broke“

Teresa Bergman, Ausnahmestimme, Gitarristin und Genrewandlerin, meldet sich mit ihrem dritten Studioalbum zurück: 33, Single & Broke“ – ein Titel, der Statement, Selbstbekenntnis und Augenzwinkern zugleich ist. Also im Prinzip alles, wofür die gebürtige Neuseeländerin und Wahlberlinerin mit ihrer Musik steht.

Bergman beschäftigt sich auf der Platte mit dem Frausein Mitte 30 auf ungefilterte Art und Weise: Sie ist ehrlich, behält bei alldem ihren ironischen Humor und nähert sich den Themen ganz elegant und differenziert. Sie erhebt ihr Stimme für das, was ihr am Herzen liegt. Ihre Stimme einsetzen – das kann Teresa Bergman. Sie ist gleichzeitig ihr Instrument. Und wie sie es vermag, diese in ihren Songs einzusetzen; wie sie damit experimentiert, es entgleisen lässt, mit scheinbarer Leichtigkeit Grenzen auslotet und dabei wohlklingend tiefste Gefühle transportiert.

Um das Frausein Mitte 30 zu ergründen, hat Bergman sich die Kunstfigur einer modern-day Marie Antoinette kreiert, in der sich Bergmans eigener Kontrast am besten spiegelt. Sie trägt Overall zum toupierten Haar, greift nach der Bierflasche statt nach Torten und singt mit ihrer ausdrucksstarker Stimme von Dating und Einsamkeit, von Hoffnung und Enttäuschung, Ernüchterung und mentaler Gesundheit. Es geht ihr vor allem um kluge Impulse, um Solidarität und darum, vielleicht ein bisschen mehr Verständnis zu schaffen für diesen Lebensabschnitt, in dem Frau halt 33, ledig und broke“ ist.

Im Studio nahm sie die Doppelrolle als Musikerin und Produzentin ein. Die Songs auf der Platte, die zum Anfang des zweiten Lockdowns passenderweise in den Studios der Band ,,Isolation Berlin“ entstanden, sind durchzogen von erdigen Folk-Elementen und jazzigen Harmonien, der Wärme der Akustik-Gitarre und organischen Klängen, die an alte Helden der 60er und 70er denken lassen. Gleichzeitig sind die Lieder clever aufgeschlagen durch mutige Arrangements – treibende Grooves, spielerische Percussion und den raffinierten Einsatz von Chören. So, als hätte man Joni Mitchell aufgesammelt, sie mit einer selbstbewussten Menge Sophie Hunger gepaart und dem Ganzen Bergmans besonderen Stil-Stempel verpasst.

Auf ihrer vergangenen Platte „Apart“ (2019), die zusammen mit Bilderbuch-Produzent Zebo Adam entstand, zeigte Bergman, wie elegant sie als Künstlerin in einer polierten Produktion funktioniert. Auf „33, Single & Broke“ findet sie nun zu ihrem experimentierfreudigen Jazz & Folk Ursprung, mit denen sie einst ihre Karriere startete, zurück. Andererseits hat Bergman sich musikalisch weiterentwickelt: Ihr drittes Album wurde in Eigenregie aufgenommen und jeder Schritt selbst bestimmt.

Herausgekommen ist ein spannungsreiches Album, das man als jazziges Folkpop-Inferno feiern kann, das einem als poetischer Diskurs-Pop etwas abverlangt und das Bergman-typisch mit gegenwärtigem Chanson glänzt. ,,Die Balance war mir wichtig zwischen Schwere und Eleganz und Bedeutung und Leichtigkeit – ich glaube, das ist mir auch ganz gut gelungen.“, sagt Bergman und lächelt. Recht hat sie.

Tracks
1 Swallow
2 33, Single & Broke
3 So Many Men
4 Pandora
5 Aaron
6 Collateral Damage
7 Checkout Tears
8 Tears and Time
9 Whatever that was
10 Old Timer
11 Nearly You

Teresa Bergman „33, Single & Broke“
Jazzhaus Records