Der Sexcoach, die Schreibkraft und die große Blonde aus der Schweiz.

Hudson, eine Kleinstadt nördlich von New York. Dort lebt Greta, die als Schreibkraft für den Sex-Coach Om arbeitet. Und Big Swiss, die eigentlich Flavia heißt und bei Om in Therapie ist, weil sie noch nie einen Orgasmus hatte.

Greta nannte sie Big Swiss, weil sie groß und aus der Schweiz war und oft vom Scheitel bis zur Sohle Weiß trug, die Farbe der Kapitulation. Ihre blonden Haare waren so fein wie Pusteblumenflaum. Sie hatte eine Lücke zwischen den Schneidezähnen, ließ aber den gelassenen Charme vermissen, der normalerweise damit einherging, und der Blick ihrer blassblauen Augen war so durchdringend wie der eines Sektenführers. Wohin sie auch ging, drehten sich selbst Kleinkinder und Hunde nach ihr um. Ihre Schönheit glich der Schweiz selbst – beeindruckend, aber steril -, und verglichen mit ihrem teutonischen Gleichmut wirkten die Menschen um sie herum wie emotionale Freigeister oder, um einen Begriff aus der Psychiatrie zu bemühen, völlig durchgeknallte Spinner.

Allerdings war das reinste Spekulation von Greta – sie hatte Big Swiss nie getroffen, und das würde sie wahrscheinlich auch nie.

Autorin
Jen Beagin
studierte, nachdem sie viele Jahre lang als Putzfrau gearbeitet hatte, mit Mitte dreißig Kreatives Schreiben an der University of California, Irvine, und wurde 2017 mit dem Whiting Award in Fiction ausgezeichnet. Ihre Romane Pretend I’m Dead (2019) and Vacuum in the Dark (2020) waren in den USAgroße Erfolge. Die Autorin lebtin Hudson, New York.

Big Swiss
Autorin: Jen Beagin
448 Seiten, gebunden
Atlantik Verlag
Euro 24,00 (D)
ISBN 978-3-455-01593-5