Delbruegge Band „Analogue Souls“

»Analogue Souls« – ist das Jazz? Blues? Soul? Filmmusik? Auf jeden Fall ist es die Musik, die er selbst gerne morgens um zwei am Tresen seiner Lieblingsbar hören möchte. Der Kölner Saxophonist Bernd Delbrügge verortet sie »irgendwo zwischen Duke Ellington, Tom Waits und Clärchens Ballhaus«.

Delbrügge und seine Bandkollegen Gert Kapo (keys), Gero Gellert (bass) und Dirk Ferdinand (drums) verstehen sich prächtig auf das Anrichten von Grooves und kochen auch solistisch nicht auf kleiner Flamme. Für dieses Quartett gibt es kaum musikalische Grenzen:

»Funky Hobbit« zitiert eindeutig Bernd Delbrügges Soul- und Bluesroots. »Ich bin sehr froh, dass wir Roger Schaffrath bei der Aufnahme im Studio dabei hatten. Sein grandioses Spiel auf der elektrischen Slide-Gitarre gibt dieser straight-forward-Nummer – zu der man auch ein Lindy-Hop-Tänzchen wagen kann – eine großartige Extraportion Energie und Kraft. Danke Roger!«

»Il Mio Topolino« könnte aus einem Fellini Film stammen. Wenn man die Augen schließt entführt einen der Titel direkt nach bella Italia. Natürlich im Topolino, dem Kleinwagen von Fiat, gebaut von 1936 bis 1955, mit dem sich das Land motorisierte. »Il mio Topolino« heißt »mein kleines Mäuschen«, was der Kosename für dieses wunderhübsche Auto war. Im B-Teil des Stücks zitiert Bernd Delbrügge Nino Rotas Filmmusik aus »The Godfather« (der Pate), und wenn dazu noch Mandoline (gespielt von Buddy Sacher) und Klarinette (Susanne Weidinger) erklingen, dann ist der akustische Italientrip perfekt.

»Juliette« – wer hat sich noch nie bei einem Kinobesuch in die Hauptdarstellerin verliebt? Bernd Delbrügge jedenfalls passierte es mit Juliette Binoche in »Chocolat«, einem wunderbaren Film aus dem Jahr 2000. »»Juliette« ist meine Liebeserklärung an sie, ich werde ihr ein Exemplar des Albums schicken.« Ob Bernd wohl je eine Antwort bekommt…? Aber Verliebte dürfen ja träumen.

»Das Singen habe ich erst in den letzten Jahren für mich entdeckt, und »St. James Infirmary« begleitet mich schon durch mein ganzes Musikerleben. Es ist der einzige Song auf dem Album, der nicht aus meiner Feder stammt. Dafür habe ich im Tonstudio sogar das Saxophon zur Seite gelegt. Die Band hat mich im Trio begleitet, wir haben nur zwei Takes gebraucht, dann war die Nummer auf Band. Ich habe alles gegeben, für einen dritten Take hätte ich diese Intensität auch nicht halten können.«

Den »Hollerstein Waltz« hat Bernd Delbrügge im Gasthof »Zum Hollerstein« im schönen Altmühltal in Franken geschrieben. Wenn nachts die Nebel der Altmühl über den Fluß wabern, wenn dunkle Wasser gegen den Bootssteg des Gasthofs schwappen, wenn alle Gewerke ruhen, wenn die Türen zugesperrt werden und ein einsamer Wolf auf dem Höhenzug des fränkischen Juras heult, dann ist es soweit. Dann klettern Edgar Wallace und der ‚Frosch mit der Maske‘ aus der Altmühl und tanzen den »Hollerstein Waltz«.

Bernd Delbrügge: »Mit »Couchpotatoes« zeigen wir, Jazz kann schön sein und muss nicht weh tun! Das Saxophonthema bewegt sich mit einer lässigen Hookline über zwei Oktaven durch die Chords, Gert Kapos Pianosolo perlt zum Niederknien, die Bass-Lines von Gero Gellert sind einfach eine Bank für diese Band, und Dirk Ferdinands Schlagzeug-Besenarbeit klingt nach erwiesener und geschmackvoller Jazzexpertise.«

»Ich bin seit fast 40 Jahren ein großer Fan des Leverkusener Gitarristen Buddy Sacher. Buddy ist ein außergewöhnlicher Künstler. Wer erinnert sich nicht an ‚Ars Vitalis‘? Auch seine Arbeit mit der Schauspielerin und Sängerin Meret Becker zeugt von einem tiefen Musikverständnis. Mit »Lost In E Minor«, dem letzten Stück auf unserem Album, schließt sich der Kreis. Wir kehren noch einmal zum Blues zurück, und Buddy Sacher spielt eine Gitarre, die mir beim Hören jedes Mal Gänsehaut macht. Sein Spiel berührt mich sehr. Danke Buddy!«

Digital war gestern! Bei den Aufnahmen für das Debütalbum der Delbruegge Band kamen ausschließlich analoge Klangerzeuger zum Einsatz, u.a. ein originales Wurlitzer-E-Piano, eine Hammond-B3-Orgel und ein akustischen Konzertflügel. Delbrügges Telefunken-Aufnahmemikrofon stammt aus dem Jahr 1963, Ringo Starr hat ein baugleiches Exemplar bei den Beatles benutzt. Das Album erscheint auf 180g-Vinylpressung.

Bernd Delbrügge schrieb einen Großteil der Titel für »Analogue Souls« 2020 auf einer Parkbank im Kölner Stadtteil Vogelsang, seiner temporären »Coronabühne« in dieser Zeit. Im Sommer 2021 nahm die Band das Album im Tonstudio von Dirk Baldringer in vier Tagen live und mit analoger Tonbandtechnik aus den 70er Jahren auf. Das ist so, wie man es aus der Blütezeit legendärer Labels wie Blue Note, Motown oder Stax kennt, und das hört man dem Album auch an.

Tracks
1 .Hop Hop
2 Funky Hobbit
3 Il mio Topolino
4 Drunken Man’s Boogaloo
5 Flotter Dreier
6 Fünf gerade sein lassen
7 Juliette
8 St. James Infirmary
9 Couch Potatoes
10 Hollerstein Waltz
11 Lost in E minor

Delbruegge Band „Analogue Souls“
Westpark