Kastrierte Philosophen „Jahre // 1981 – 2021 (+1)“

40 Jahre später haben Katrin Achinger und Matthias Arfmann das Gesamtwerk ihrer Band Kastrierte Philosophen durchforstet. So entstand nicht nur die umfangreiche Werkschau »Jahre«, auch der komplette Backkatalog wird sukzessiv digital wiederveröffentlicht – und es gibt sogar zwei neue Songs. Eine irrwitzige Reise durch die Zeit, die mehr über die Gegenwart als über die Vergangenheit erzählt.

1981 wurde mit Ronald Reagan ein Filmcowboy Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, das Space Shuttle Columbia hob zum ersten Mal von Cape Canaveral ab und MTV ging mit »Video Killed The Radio Star« von The Buggles auf Sendung. Exakt so lange, also 40 Jahre, ist es nun auch her, dass Katrin Achinger und Matthias Arfmann unter dem Namen Kastrierte Philosophen einen frühen Live-Mitschnitt auf einer C30-Kassette in Umlauf brachten. Auflage: 100 Exemplare. Das Erstaunliche: Wenn man die herrlichen Indie-Pop-Miniaturen, die Kastrierte Philosophen auf diesem Tape und in den folgenden 16 Jahren gemacht haben, heute hört, wirken sie im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Weltereignissen ganz und gar nicht verstaubt und im Nebel der Geschichte versunken, sondern überaus gegenwärtig. Es ist insofern ein Segen, dass das nun überhaupt wieder möglich ist: Kastrierte Philosophen hören.

Sämtliche Alben der Gruppe sind seit Jahren im regulären Handel vergriffen und schon gar nicht auf Streaming-Plattformen erhältlich. Für die Best-of-Kopplung »Jahre, 1981 – 2021« haben sich Arfmann und Achinger nun aber der eigenen Geschichte gestellt und dabei zunächst 15 ihrer besten Songs von damals zutage gefördert. Songs, die sich nun insofern als zeitlose Kunst erweisen, als dass sie uns aus der Vergangenheit winkend auf rätselhafte Weise einiges mehr über die Gegenwart erzählen, als man vielleicht gedacht hätte.

Hinzu kommt der komplette Kastrierte-Philosophen-Backkatalog, der sukzessiv über die kommenden Monate verteilt digital zugänglich gemacht wird. Natürlich klanglich aufpoliert und behutsam geremastert. Da kommt also Großes auf uns zu: Insgesamt elf Alben hatte die Hamburger Gruppe Kastrierte Philosophen in ihrer aktiven Zeit veröffentlicht. Auf diesen Alben findet sich von grenzenloser Neugierde und Offenheit kündende Im-weitesten-Sinne-Indie-Musik, die Velvet-Underground-Coolness, Shoegazer, Spoken-Word, Rave, Electro, Minimal-Pop, Chanson, Reggae, New Wave, Dub, Geniale Dilletanten, deutsch- und englischsprachig (spanisch und französisch) getextete Texte vereint.

Man könnte diese Auflistung endlos fortsetzten, wenn es denn irgendwie sinnvoll wäre, aber das tatsächlich absolut Besondere und Einmalige an dieser Band war und ist auch heute noch die Art und Weise, mit der sie ihre vielseitige Inspiration mit enormer Stilsicherheit und einer überaus prägnanten künstlerischen Signatur zu etwas bündelt, das man letztlich nur als Kastrierte-Philosophen-Musik bezeichnen kann.

Tracks
1 Time (2021)
2 Liquid Sky (1991)
3 Lady P. (1987)
4 Bou Jeloud (The Father Of Skins) (1994)
5 I Like The Way You Walk (Lurid) (1988)
6 Djamilia (1996)
7 P.C. (1996)
8 Never Be Kind (1987)
9 Toilet Queen (1988)
10 Do I Know You (1981)
11 Callando Los Siglos (1986)
12 I’m Too Busy To Stay (1986)
13 Love Factory (1985)
14 Skin & Pain (1986)
15 Play With Fire (1988)
16 The Process (Commercial) (1994)
17 Jahre (2021)

Kastrierte Philosophen „Jahre // 1981 – 2021 (+1)“

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