Nash Albert „Yet“

Nash Albert schätzt die Musik von Katie Melua. Persönlich kennengelernt haben sich die beiden allerdings noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Was Katie und Nash gemeinsam haben: Sie kommen aus Georgien. Beide wuchsen in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, auf. Das ist dann auch schon die einzige Gemeinsamkeit, die Lebenswege der beiden schreiben eine ganz unterschiedliche, eigenständige Geschichte.

Nash Albert startete seine musikalische Karriere mit der Band Salamandra in Moskau. Mit Salamandra, alles gute Freunde vom College, ging er 1991 – im Zuge der Perestroika kein großes Problem mehr – nach Amerika, um dort zu touren und sich eine Karriere aufzubauen. Schützenhilfe bekam er dabei vom Atlantic Records – Boss und Labelgründer Ahmet Ertegun, der Nash tatkräftig unterstützte, seine erste Single aufzunehmen. Nash Albert: „Es war eine tolle Erfahrung, Ahmet kennen zu lernen. Seine Familie kommt ursprünglich aus Trabzon (Türkei), aus der gleichen Gegend wie auch die Vorfahren von Bob Dylan. Die Grenze zu Georgien ist nicht weit, da komme ich her. Und so hatten wir viel Gesprächsstoff neben der Musik“. Der in Texas lebende englische Gitarrist Alan Shacklock produzierte die Tracks.

Shacklock hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits einen Namen als Mitglied der Band Babe Ruth und vor allem als Produzent von Künstlern wie Bonnie Tyler, The Alarm und Jeff Beck gemacht. 1994 löste sich Salamandra auf, die Band ging zurück nach Europa, Nash Albert blieb noch für ein paar Jahre in den USA. Nash: „Es waren harte Jahre in Amerika, wir konnten von der Musik nicht leben. Wir haben im Straßenbau geschuftet oder in Pubs gekellnert. Das hatte alles wenig mit Rock ’n‘ Roll zu tun.“

1996 kehrte auch Nash Albert nach Moskau zurück: „Die Stadt drehte damals völlig durch. Ich konnte es gar nicht glauben, wie sich Moskau in den fünf Jahren verändert hatte. Überall pulsierte das Nachtleben, wie Berlin und Chicago in den 1920/30-ern und Las Vegas in den 1950-ern. Überall neue Clubs und Discos. Jede Nacht gab es Schießereien und manchmal auch Tote, Prostitution und Drogen im Überfluß. Banden beherrschten die Szene und lieferten sich untereinander blutige Kriege.“ Mit diesem Szenario im Hintergrund gründete Nash die Alternative-/Indie-Band Blast (Blast Unit Moscow). Der Londoner Promoter Mark Gee nahm die Band ein Jahr später unter Vertrag und vermittelte einen Plattendeal mit dem Manchester Indie Label Apollo G Records. Blast veröffentlichten mehrere Singles und Alben, tourten erfolgreich in UK und Russland (u.a. auch mit Bands wie Blur oder Franz Ferdinand), spielten vor über 150.000 Fans auf dem Oppikoppi Festival in Südafrika und waren 2010 der Support-Act von Deep Purple vor über 100.000 Besuchern im Moskauer Olympia-Stadion. Das britische NME bezeichnete Blast als “the godfathers of the Russian alternative scene”.

2013 produzierte Killing Joke’s Martin “Youth” Glover, der in den 1980-er kommerzielle Charterfahrung mit Acts wie Yazz oder Bananarama sammelte, das erfolgreichste Blast-Album “Krisis Of Genre”. Die Single „Rollercoaster Ride“ enterte die Indie-Charts. Das Jahr 2014 verbrachte die Band fast ausschließlich in England. Trotz des einsetzenden Erfolges hatte man das Gefühl, sich im Kreis zu drehen und man beschloß, sich zu trennen und jeder sollte fortan seine eigenen Wege gehen.

Nash lernte Ian McNabb von der Band The Icicle Works kennen. Zusammen mit McNabb und dem Produzenten Ciaron David Bell arbeitete er an seinem Solo-Album „Rude Beggar“. Nash: „Das Album kam 2015 auf den Markt. Ein Jahr später ging ich gemeinsam mit Ian auf Tournee. Wir waren inzwischen Freunde geworden und die gemeinsamen Konzerte waren für mich als Solokünstler nun eine ganz neue Erfahrung und Herausforderung“. Es dauerte noch weitere drei Jahre, bis Nash Albert zu seinen musikalischen Wurzeln zurückfand und sich die Wege mit seinen alten Bandkollegen von Salamandra wieder kreuzten. Der Kreis hatte sich geschlossen. Gemeinsam verzog man sich in die romantische als auch recht urbane Bergwelt des Kaukasus, um Songs für ein neues Soloalbum von Nash zu komponieren und zu arrangieren.

Nashs Co-Autor Ric Berie gesellte sich ebenfalls zum Team, ebenso Tonkutscher Ilya Mazaev, der dann auch noch die britische Produzentenlegende Tim Palmer (der u.a. auch schon Robert Plant, Tears For Fears, Bowie’s Tin Machine, Texas und Tarja Turunen produzierte) mit ins Boot holte. Eingespielt wurden die Tracks im SVAS Studio an der imposanten Darialschlucht am Fluß Terek im Kaukasus. Musikalisch überspringen die Musiker auf „Yet“ alle Grenzen, sie ließen sich vom Folk ebenso beeinflussen wie vom Art- oder Prog-Rock. Eine Sammlung kleiner musikalischer Kunstwerke, manche der etwas härteren Gangart („Kill the fear“, „Lost in Jerusalem“), manche stiller und zerbrechlich („Autumn Rain“, „Marbella“). Palmer und Mazaev mischten die Songs in ihren Studios, klanglich veredelte dann noch Bob Ludwig mit seinem Mastering das Werk.

Tracks
1 Kill The Fear
2 Betting On My Fate
3 Lost In Jerusalem
4 Monkey Blues
5 Love To Reset
6 Autumn Rain
7 Cocaine Hangover
8 Sun Rise
9 I Won’t Look Back
10 Marabella
11 … And Yet

Nash Albert „Yet“

MIG